„Viele Anwälte sind mit über 70 noch lange tätig“
Der Richter am Oberlandesgericht Düsseldorf i. R. Arnold Detlev Schmitz praktiziert als Rechtsanwalt in der wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Kanzlei Banerjee & Kollegen (www.raschmitz.com und www.banerjee-kollegen.de) mit Sitz in Mönchengladbach. Im Interview mit NRW.jetzt spricht der erfahrene Jurist über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und räumt mit falschen Vorstellungen auf.
Herr Schmitz, was bringt einen pensionierten Oberlandesrichter dazu, sich noch einmal als Rechtsanwalt selbstständig zu machen?
Arnold Detlev Schmitz: Das ist ganz einfach: die Lust an der juristischen Materie. Es macht mir einfach große Freude, mich tagtäglich mit rechtlichen Fragestellungen für meine Mandanten auseinanderzusetzen und strategisch und langfristig sinnvolle Lösungen für sie zu entwickeln.
Welche Lösungen können Sie denn entwickeln, wenn es um ein juristisches Problem geht?
Arnold Detlev Schmitz: Bei vielen vor allem wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen, aber beispielsweise auch im Erbrecht bei der Nachfolgeplanung, wollen wir dem Mandanten eine umfassende Lösung für sein Anliegen liefern. Deshalb reicht es meistens nicht, nur die rein juristische Frage sachlich richtig zu beantworten.
Was heißt das genau?
Arnold Detlev Schmitz: Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel aus dem Unternehmens- und Gesellschaftsrecht. Nehmen Sie einen Gesellschaftsvertrag, in dem die Rechte und Pflichten von GmbH-Gesellschaftern definiert sind. Schnell ergeben sich aus der erst einmal rein technischen Überprüfung eines solchen Gesellschaftsvertrages weitere Punkte, die für den Mandanten zwar vielleicht nicht im ersten Schritt ersichtlich sind, aber dennoch entscheidend für den langfristigen Erfolg sein können. Das sind zum Beispiel Haftungs- und Gewährleistungsklauseln, die in ihrer aktuellen Gestaltung nachteilig für einen Gesellschafter sein können, aber auch angrenzende Erbrechtsfragen im Zusammenhang mit einer späteren Unternehmensnachfolge. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die richtigen Fragen für den Mandanten zu stellen und immer über den Tellerrand hinauszuschauen. Und je komplexer die Themen werden, desto wichtiger ist es natürlich, dass wir uns nicht nur ausschließlich auf die ursprüngliche Frage konzentrieren. „Was ist für den Mandanten wichtig?“ Das müssen wir herausfinden.
Kommen wir zurück auf Ihre frühere Tätigkeit als Richter am Oberlandesgericht Düsseldorf. In welchen Rechtsgebieten waren Sie tätig?
Arnold Detlev Schmitz: Ich habe 24 Jahre am Oberlandesgericht in verschiedenen Zivilsenaten gearbeitet, unter anderem für Verkehrsunfall- und Versicherungsrecht, Kauf-, Bank- und Gesellschaftsrecht sowie Miet-, Wohnungseigentums-, Leasing- und Dienstvertragsrecht. So sind auch meine jetzigen Beratungsschwerpunkte zustande gekommen.
Hilft Ihnen die Erfahrung als Richter als niedergelassener Rechtsanwalt weiter?
Arnold Detlev Schmitz: Absolut. Ich habe mir ein sehr ausgeprägtes analytisches Denkvermögen erworben und weiß, wie Verhandlungen funktionieren. Ich gehe als Rechtsanwalt genauso abwägend vor wie als Richter und halte immer beide Seiten im Blick: den Richter und meinen Mandanten. Deshalb habe ich mich auch auf die Prozessführung spezialisiert und bislang alle Prozesse mit Erfolg geführt.
Es spricht sich ja sicherlich herum, wenn ein pensionierter OLG-Richter sich als Rechtsanwalt in seinem „ehemaligen“ Bezirk niederlässt.
Arnold Detlev Schmitz: Ja, das wussten relativ schnell viele Personen, sowohl bei Gericht als auch in der Anwaltschaft. Das ist aber weder ein Vor- noch ein Nachteil, sondern wird eben zur Kenntnis genommen, mehr nicht.
Quelle: Arnold Detlev Schmitz
Ihre Mandanten erwarten sicher, dass Sie durch alte Kontakte vor Gericht den Ausgang eines Verfahrens beeinflussen können, oder?
Arnold Detlev Schmitz: Nein, das erwarten sie nicht, und das wäre auch absolut inakzeptabel! Würde ich versuchen, mit Richtern abseits der offiziellen Wege aufgrund einer früheren Bekanntschaft ins Gespräch zu kommen, wäre das standesrechtlich sehr problematisch und vor allem auch ehrenrührig. Nein, das passiert nicht und ist völlig undenkbar – selbst wenn manche Menschen vielleicht der Meinung sind, dass es solche Möglichkeiten geben würde.
Was erwarten Sie von den kommenden Jahren als Rechtsanwalt? Wie lange wollen Sie noch praktizieren?
Arnold Detlev Schmitz: Es gab und gibt viele, auch sehr renommierte Anwälte, die mit weit über 70 Jahren noch jeden Tag in die Kanzlei gefahren sind beziehungsweise fahren. Solange mich der Spaß an der Sache nicht verlässt und ich körperlich und geistig dazu in der Lage bin, werde ich Mandanten beraten. Außerdem kann ich mich beim Golf spielen und mit der Familie ja auch regelmäßig erholen.
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