Mit einem «Schlauchboot gegen Rennboote»: Bei Arminia fließen Tränen und Bier
«Erstklassig gepaddelt» war darauf zu lesen – in Anlehnung an eine Aussage von Sportchef Samir Arabi vor der Saison. Der Aufsteiger trete in der Fußball-Bundesliga mit einem «Schlauchboot gegen Rennboote» an, hatte der 42-Jährige vergangenen Sommer prognostiziert. Und sein Team paddelte tatsächlich ans rettende Ufer. Mit 2:0 (0:0) gewann die Arminia beim VfB Stuttgart und verteidigte so den 15. Tabellenplatz. Nach dem letzten Saisonspiel war die Freude bei den Ostwestfalen grenzenlos.
«Das ist eine Sensation. Ich bin unfassbar stolz, dass ich Teil dieser Truppe sein darf», sagte Trainer Frank Kramer, ehe er bei der Pressekonferenz von seinen Spielern mit Bier übergossen wurde. «Es ist herausragend, was die Mannschaft die ganze Saison über geleistet hat», sagte Geschäftsführer Arabi bei Sky. «Wir haben immer gesagt, dass es nur funktioniert, wenn man gemeinsam gepaddelt.» Für Stürmer Klos war der direkte Klassenerhalt «mindestens vergleichbar mit dem Aufstieg letztes Jahr». Lange habe man als «Absteiger Nummer eins gegolten», sagte er. Umso schöner fühle sich nun die Rettung an.
Der langjährige Publikumsliebling selbst per Foulelfmeter in der 66. und Ritsu Doan in der 72. Minute erzielten die Tore für die Arminia, die bei ihrem Kampf gegen den drohenden achten Abstieg aus dem Oberhaus dadurch auch nicht mehr auf die Ergebnisse der Verfolger Werder Bremen und 1. FC Köln angewiesen war. Mitaufsteiger VfB, der den Ligaverbleib längst sicher hatte, verpasste zwar den Europapokal, darf mit seinem Comeback in der Bundesliga aber hochzufrieden sein. Torhüter Gregor Kobel sprach von einer «Top-Saison» der Schwaben.
Der direkte Klassenverbleib ist ein großer Erfolg für die Bielefelder, die mit einem vergleichsweise kleinen Etat als Außenseiter in die Saison gestartet waren. Offensiv präsentierte sich das Team zwar über die ganze Spielzeit hinweg recht harmlos und erzielte mit 26 so wenige Tore wie nie zuvor in der Bundesliga. Defensiv wirkte es im Rahmen seiner Möglichkeiten aber stabil.
Die Trennung von Trainer Uwe Neuhaus Anfang März kam bei vielen Fans nicht gut an. Unter dessen Nachfolger Kramer zeigte der Club aber überwiegend ordentliche Leistungen. Von den letzten acht Spielen verlor er nur noch eines. Neuhaus habe seinen Anteil am Ligaverbleib, betonte Arabi. Dennoch sei die Entscheidung damals richtig gewesen.
Die Partie in Stuttgart begann durchaus munter. Ex-Bielefelder Roberto Massimo hatte schon früh zwei gute Chancen, schoss aber erst freistehend über das Tor (9.) und wurde dann im letzten Moment noch entscheidend beim Abschluss gestört (15.). Die Gäste indes hatten Pech als Atakan Karazor einen schönen Schuss des Japaners Doan von der Strafraumgrenze noch an den linken Pfosten abfälschte (11.).
In der Folge übernahm der VfB zunehmend die Kontrolle, die Arminia hingegen wagte sich kaum noch nach vorne. Die Führung der Schwaben durch Sasa Kalajdzic (34.) wäre verdient gewesen. Sein Tor zählte wegen einer Abseitsstellung von Vorlagengeber Massimo aber nicht.
In der zweiten Halbzeit vergingen 20 Minuten ohne echte Torchance, ehe der eingewechselte Naouirou Ahamada Bielefelds Masaya Okugawa im Sechzehner von den Beinen holte und den Gästen damit den Weg zur Rettung ebnete. Stürmer Klos setzte den fälligen Elfmeter sicher ins linke Eck. «Klosi, hau ihn rein» habe Mitspieler Andreas Voglsammer zu ihm gesagt, verriet Klos hinterher. «Und ich habe ihn reingehauen.» Sechs Minuten später machte Doan alles klar.
Nach Vorarbeit von Arne Maier zog er gekonnt von rechts in die Mitte, ließ Gegenspieler Pascal Stenzel stehen und schob den Ball an VfB-Keeper Kobel vorbei ins Tor. Von den Stuttgartern kam nicht mehr viel. Klos hätte per Kopf sogar noch erhöhen können (81.). Der anschließenden Party tat seine vergebene Chance aber keinen Abbruch.
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- VfB Stuttgart – Arminia Bielefeld: dpa