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Hoch integrierte nette junge Männer… und leider Straftäter

Kempen – Es war schon weihnachtliche Stimmung, als sich am Tag vor dem Heiligen Abend im malerischen Kempen am Niederrhein mehrere dutzend Demonstranten zu einer Mahnwache auf dem „Buttermark“ versammelten. Die örtlichen Grünen hatten zu dem Event aufgerufen, denn Afghanistan sei nach ihrer Ansicht kein sicheres Herkunftsland, in das man hier abgelehnte Asylbewerber abschieben dürfe. Nun ist das unter Experten durchaus umstritten, denn obwohl es natürlich nach wie vor islamistische Gewalt in dem Land gibt, erzählen beispielsweise ehemalige Soldaten der Bundeswehr, gewissermaßen „Olivgrüne“, dass es durchaus sichere Regionen dort gibt. Und im Gegenstz zu den vermutlich meisten Kempener Aktivisten waren die schon mal dort.

Aber am 23. Dezember ging es ja um persönliche Betroffenheit, denn zwei junge afghanische Asylbewerber mit den Namen Babor Sediq, geboren zufällig am 1. Januar 1995, und Alimadad Naseri aus Tönisvorst wurden neun Tage zuvor in ihre Heimat abgeschoben. Gegenüber der „Rheinischen Post“ berichtete im Dezember Dr. Michael Stoffels vom Asyl-Arbeitskreis von einem anrührenden Telefongespräch mit Alimadad, der nicht einmal wisse, wo er am nächsten Tag würde schlafen können. Und er zitierte einen Brigadegeneral namens Bernd Kiesheyer, der Afghanistan ebenfalls aus eigenem Erleben kennt. Der habe berichtet, dass für Rückkehrer in Afghanistan nur eine Arbeit als Tagelöhner oder im kriminellen Milieu in Betracht käme oder sie würden gezwungen, in Leibeigenschaft Mohn anzubauen. Die „Rheinische Post“ dokumentiert: „Die Ergriffenheit war Stoffels deutlich anzumerken.“

Wahrscheinlich sind die beiden Jungs ja wirklich gern am Niederrhein gewesen. Und natürlich sind Ihre Zukunftsperspektiven in einem Land wie Deutschland ungleich höher als am Hindukusch. Wer wollte das bestreiten? Aber es gibt viele Millionen solcher Jungs überall auf der Welt. Sicher kann Deutschland auch viele von Ihnen aufnehmen. Und wenn Europa und die USA, die ganzen wirtschaftlich starken Länder auf diesem Planeten, mitmachen, dann könnten noch viel mehr junge Menschen aus der Dritten Welt aufgenommen werden. Alles keine Frage. Und selbst für Russlands Image wäre es nicht schlecht, ein wenig zu helfen, jungen Menschen aus aller Welt eine Perspektive zu schaffen.

Und dann kommt gestern die Antwort des Landrats von Viersen auf eine Anfrage ausgerechnet der Grünen-Fraktion im Kreistag. Dort wird noch einmal die Rechtslage im Detail geschildert, die schließlich zur absolut gebotenen Abschiebung von Babor und Alimadad geführt hat. Und dann ist da auch noch zu lesen: „Während seines Aufenthaltes im Bundesgebiet ist Herr Sediq strafrechtlich wegen eines Gewaltdeliktes verurteilt worden.“ Und über Herrn Naseri erfahren wir in der Beantwortung der grünen Anfrage durch den Landrat: „Während seines Aufenthaltes im Bundesgebiet wurden zwei Strafbefehle gegen Herr Naseri erlassen.“

Da stellt sich dann manchen Bürgern vielleicht die Frage: Wenn hier Flüchtlinge aufgenommen, untergebracht und versorgt werden, alle Möglichkeiten des Rechtsstaates nutzen können auf Kosten desselben, darf man dann nicht wenigstens erwarten, dass sie keine Straftaten begehen? Herr Sediq sogar ein „Gewaltdelikt“? Lesen wir noch einmal auf der Homepage der Kempener Grünen: „Es werden hochintegrierte Menschen, junge Familienväter, junge Menschen, gerade volljährig, die teilweise schon jahrelang in Deutschland leben, … abgeschoben…“ Und eben leider auch Straftäter…

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Weihnachtsmarkt_Kempen: kelleCOM

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