Sterbehilfe: Ein eindringlicher Abend in der Düsseldorfer Johanneskirche
von KLAUS KELLE
Düsseldorf – Wenn es um die letzten Dinge des menschlichen Daseins geht, ist irgendwann jeder betroffen. Und so war es gestern Abend auch nicht überraschend, dass die evangelische Johanneskirche in der Düsseldorfer City gut gefüllt war. Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU) hatte eingeladen, auch die Kollegen vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und es ging um das Thema Sterbehilfe, die in den Niederlanden, Belgien und der Schweiz weitgehend legalisiert ist. Andere Länder wie Großbritannien und Polen sehen das anders, obwohl wir ja in der europäischen Staatengemeinschaft ein gleicher Kulturkreis mit einem gleichen Menschenrechts-Verständnis sind. Die vielfältigen Facetten des Themas zogen sich durch den Abend. Wie stirbt man „richtig“? was ist ethisch vertretbar? Gibt es nicht sterbenskranke Menschen, die jede Minute ihres Lebens noch genießen, die noch Lebensfreude verspüren? Und was sagt uns ganz praktisch des christliche Verständnis vom Tod als Erlösung? Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach von der CDU schilderte die komplizierte Rechtslage in Deutschland, wo zumindest die geschäftsmäßige Sterbehilfe verboten ist. Und wo man vom Gesetzgeber erwartet, eine allgemeingültige Regel zu formulieren, wie man mit schwerstkranken Menschen emgehen soll, die ihren Willen nicht mehr selbst formulieren und zum Ausdruck bringen können. Birgit Kleekamp von der Graf Recke Stiftung schilderte aus ihrer Arbeit. Ja, auch todkranke Menschen wollen in aller Regel noch weiterleben. Sie wollen Würde, Lebensqualität. Und vor allem: sie wollen keinem Anderem zur Last fallen.
Nikolaus Schneider, ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender, brachte die Diskussion auf den Punkt: es könne nicht Aufgabe des Staates sein, Menschen zu töten. Ja, man müsse akzeptieren, wenn Menschen „einen anderen Weg gehen wollen“. Auch ihre Menschenwürde müssen man respektieren, sie auf ihrem Weg begleiten, ihnen helfen. Doch sehr persönlich stellte Schneider auch klar: „Wenn ich mich zwischen meiner Überzeugung in dieser Frage und der Liebe zu meiner Frau entscheiden müsste, dann würde ich mich für die Liebe zu meiner Frau entscheiden.“
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- sterbehilfe_johanneskirche_3-11-2016: kelleCOM