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Sascha Lobo vor Duisburger Unternehmern: „Der Fortschritt ist alternativlos.“

von KLAUS KELLE

Duisburg – Kann man als traditionsreicher Unternehmerverband eigentlich „so einen“ einladen? Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Unternehmerverbandsgruppe, brachte mit Humor die Frage auf den Punkt, was eigentlich Sascha Lobo, Blogger, Spiegel-Online-Kolumnist mit Hang zum linksgestrickten Mainstream und Träger einer bundesweit bekannten, imposanten Irokesenfrisur, befähigt, heute Abend im Haus der Unternehmer vor 300 Gästen die Hauptrede zu halten. Nach zwei, drei Minuten wussten sie es. Lobo ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, und das nennt man die schöne, neue Welt – wir nennen es die „digitale Revolution“.

Lobo brannte ein Feuerwerk an Informationen ab, glänzte mit Humor und Schlagfertigkeit und vergaß auch nicht, allen Steuerzahlern in Nordrhein-Westfalen dafür zu danken, dass sie über die einstige Berlin-Zulage und seine Mutter als Kind in Berlin ein finanzielles Auskommen hatte. Deutschland ist ein reiches und wirtschaftlich starkes Land, aber ein Blick auf die digitale Infrastruktur zeigt, dass das keineswegs so bleiben muss. Auf der Liste der digitalen Infrastuktur liegen dutzende Staaten, allen voran in Südostasien aber auch in Südamerika und Arabien, weit vor der Bundesrepublik. „Wir stehen katastrophal da“, redete Lobo Klartext über die aktuelle Lage. Und er erinnerte die Unternehmer daran, dass die Erfindung des Smartphones nicht einmal neun Jahre her ist. Gerade dieses Technologie zeige, dass es nicht die Technologien seien, die die Welt verändern, „sondern die Art, wie Leute sie nutzen“. 221 Mal pro Tag greife ein durchschnittlicher Nutzer zu seinem Smartphone. Ein durchschnittlicher Nutzer! 62 Prozent der Internetnutzer sind mobil unterwegs, nur 38 Prozent stationär, zu Hause oder im Büro mit einem Computer.

Alles verändert sich, und zwar rasant. Die Eletro-Marke Tesla ist im oberpreisigen Bereich in den USA im vergangenen Jahr das meistverkaufte Auto gewesen – vor Mercedes, BMW, Audi und Lexus. Es gehe nicht mehr um klassische Marken, sondern um die Software, oder wie er das bezeichnet, die „Plattform“. Spannend auch seine These von der „digitalen Ungeduld“. Wenn früher ein Geschäftsbrief nach einer Woche noch nicht beantwortet wurde, sei man nervös geworden. Dann gab es die Geschäfts-Mails, da wurde man nach einer Stunde nervös. Heute wird Geschäfts-Korrespondenz im Chat abgewickelt. Und wenn es nach 30 Sekunden keine Reaktion gibt, macht man sich Sorgen.

Der Vortrag von Sascha Lobo heute Abend war wie eine Offenbarung für das Auditorium. „Der Fortschritt“, so der Berliner Junge zum Abschluss, „ist alternativlos“.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Sascha_Lobo_22.06.2016: unternehmerverband_duisburg

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