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Montgomery: „Ärzte sollen helfen und heilen, aber nicht töten“

Düsseldorf – Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, besuchte jetzt auf Einladung der Abgeordneten Susanne Schneider die FDP-Landtagsfraktion zu einem Werkstattgespräch über die Frage: „Was darf Medizin?“ Und der Sprecher der deutschen Ärzteschaft ließ vor 70 Teilnehmern keinen Zweifel an seiner Haltung: „Patienten sind keine Kunden und Ärzte keine Dienstleister. Für einen Arzt muss die Moral immer an erster Stelle stehen.“

Schnell ging es in der Diskussion um das Thema Sterbehilfe. Montgomery begrüßte das gerade neu beschlossene Gesetz. Sein Argument: „Ärzte müssen Heilende und Helfende bleiben. Sie dürfen keine Tötenden sein.“ Eine Position, die unter dem Gesichtspunkt der Selbstbestimmung nicht von allen Anwesenden geteilt wurde. Nicht umsonst sind Abstimmungen über komplizierte ethische Fragen in den Parlamenten Gewissensentscheidungen ohne Bindung an einheitliche Fraktionspositionen. Einig hingegen waren sich alle, dass die Palliativmedizin und Hospizarbeit, also die Behandlung zum Erhalt von Lebensqualität bei einer unheilbaren Erkrankung und die Sterbebegleitung, unbedingt gestärkt werden müssen.

Doch es ging nicht nur um das Ende des Lebens, sondern auch um den Beginn: Viele Entwicklungen in der Pränatal- und Fortpflanzungsmedizin und das damit verbundene Wunschdenken der völligen Planbarkeit von Mensch und Leben kritisierte Montgomery scharf. Für seine streitbare Position erntete der Gastredner nicht nur Zustimmung. Grundsätzlich sprach er sich für ein Menschenbild aus, das mehr ist als die Summe der genetischen Informationen und das auch Defizite akzeptiert. Er warnte vor der Utopie einer grenzenlosen Medizin, die die Heilbarkeit aller Krankheiten verspricht. Seine Grundposition verdeutlichte er dann auch an einem kontrovers diskutierten Beispiel, das von einem Großteil der Teilnehmer ähnlich kritisch gesehen wurde: Dass ein ukrainischer Arzt einer 65-Jährigen zur Geburt von Vierlingen verhelfe und diese ihre Mutter dann nach dem Abitur wahrscheinlich im Pflegeheim besuchen könnten, sei mehr als nur ethisch fragwürdig. „In Deutschland hätte sich der Arzt strafbar gemacht“, betonte Montgomery.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • montgomery_fdp: fdp landtagsfraktion nrw

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