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„Mediation beruht immer auf Freiwilligkeit“

Victoria Riedel ist Rechtsanwältin in Düsseldorf (www.schoener-erben.de) und berät vorrangig im Erb- und Seniorenrecht. Sie tritt aber auch als Mediatorin in Erscheinung. Im Interview mit NRW.jetzt erläutert Victoria Riedel, was Mediation bedeutet und welche Probleme sich damit ohne Rechtsstreit und gerichtliche Auseinandersetzung klären lassen.

Frau Riedel, was genau versteht man unter Mediation?

Victoria Riedel: Mediation ist ein System zur Konfliktlösung und soll Parteien zusammenbringen. Ziel ist es, Probleme, Streitigkeiten oder Aufgaben strukturiert und unter Begleitung eines versierten Mediators zu einer einvernehmlichen Lösung zu bringen. Der Mediator führt als eine Art Lotse durch den Prozess, er verhält sich völlig neutral.

Mediation ist also keine juristische Lösung?

Victoria Riedel: Mediation ist immer eine konsensuale Lösung, die auf Freiwilligkeit aller Beteiligten beruht. Eine juristische Auseinandersetzung können Sie erzwingen, eine Mediation nicht. Wobei auch die gerichtsinterne Mediation und gerichtliche Einigungen mit Mediations-Tools existieren.

Wie kann man sich einen solchen Mediations-Prozess vorstellen? Sie sitzen ja sicherlich nicht mit Ihren Mediationskunden in einem Stuhlkreis zusammen und „reden mal über alles“.

Victoria Riedel: Themen – Interessen – Optionen – Verhandlung – Vereinbarung: Mediation ist ein fünfstufiger Prozess. Wir besprechen dann alle möglichen Lösungswege und diskutieren auch sensible Fragestellungen. Anschließend prüfen weitere Experten – entweder die Stammberater der beteiligten Parteien oder Partner aus meinem Netzwerk –, ob die angestrebten Lösungen praktisch umsetzbar sind. Schließlich müssen alle Beteiligten mit dem Ergebnis leben und arbeiten können. Die schriftliche Vereinbarung enthält denn auch notwendige Veränderungen.

In welchen Bereichen sind Sie denn als Mediatorin tätig? Eine solche professionelle Art der Streitschlichtung bietet sich ja sicherlich auch in einem unternehmerischen Kontext an.

Victoria Riedel: Absolut, deshalb ist die Wirtschaftsmediation auch sehr wichtig. Wirtschaftlich begründete Konflikte sind gar nicht selten, aber juristische Auseinandersetzungen und Gerichtsprozesse führen schnell auch zu persönlichen Zerwürfnissen. Das verhindert die Wirtschaftsmediation, da diese die Beteiligten an einen Tisch bringt.

Können Sie uns einmal ein Beispiel aus dem Bereich geben?

Victoria Riedel: Ein typisches Beispiel für meine Mediationstätigkeit ist die Strukturierung von Arbeitsabläufen oder die Aufgaben- und Gewinnverteilung, zum Beispiel in Arztpraxen und Kanzleien. Das sind Punkte, die oft zu Streit führen. Auch Trennungen von Geschäftspartnern können in der Mediation durchgeführt werden, um zumindest eine grundsätzliche Einigkeit herzustellen und Streitigkeiten zu schlichten, bevor sie nicht mehr zu schlichten sind.

Jetzt sind Sie eigentlich Rechtsanwältin mit Schwerpunkten im Erb- und Seniorenrecht. Sind dies auch Gebiete, in denen Mediation angewendet wird?

Victoria Riedel: Tatsächlich, meine Leistungen umfassen auch die Erb- und Seniorenmediation. Das sind Spezialgebiete, die im Markt noch recht selten sind.

Das ist interessant. Was sind die typischen Fragestellungen in der Erb- und Seniorenmediation?

Victoria Riedel: Familien unterstütze ich als Mediatorin im Erbfall darin, ihr Familienvermögen zu erhalten und dieses nicht zum Grund für ein tiefgreifendes Zerwürfnis werden zu lassen. Der Fokus liegt darauf, dass Familien vor und nach dem Erbfall miteinander in Kontakt bleiben und miteinander kommunizieren. Gerade in kniffeligen Fällen hat diese Art von Mediation meistens auch eine rechtliche und steuerliche Komponente. Es geht doch darum, ein Problem so zu lösen, dass der Familienfrieden gewahrt bleibt und die Wünsche und Ziele der einzelnen Mitglieder beachtet werden. Nur so entsteht ein tragfähiges Konzept. Und in der Seniorenmediation stehen Auseinandersetzungen innerhalb einer Familie zur Gestaltung und Strukturierung der letzten Lebensphase im Vordergrund. Regelmäßige Fragen drehen sich um Betreuungs-, Vorsorge- oder auch Pflegefragen, aber auch um alle finanziellen Regelungen, die gelöst werden müssen. Denn nicht immer stimmen die Vorstellungen der Senioren mit denen der nächsten Generation überein.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Victoria Riedel Kopie: Victoria Riedel

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