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Kriminalist Albishausen: Die Aufklärungsquote bei Straftaten ist tatsächlich viel geringer

Düsseldorf/Berlin – Die alljährlich veröffentlichte Kriminalstatistik der Innenminister gibt nicht das tatsächliche Bild der Kriminalitätsentwicklung wieder. Das kritisierte der Ehrenvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Wilfried Albishausen, in einem Interview im Internetradio KingFM. Im Gespräch mit Moderator Klaus Kelle nannte Albishausen die Aufklärungsquote als Beispiel. Es gebe „eine Vielzahl von Delikten, bei denen der Täter gleich mitgeliefert wird“, sagte er. Schwarzfahren oder Ladendiebstahl würden statistisch gar nicht erfasst, wenn man nicht bereits einen Täter hätte. Würden aber alle diese Delikte herausgerechnet, komme man vielleicht auf eine tatsächlich durch Ermittlung und Fahndung erwirtschaftete Aufklärungsquote von vielleicht 25 Prozent statt der immer genannten 50 Prozent.

Kritik übte Albishausen auch an der Polizeiausbildung in Deutschland. Diese sei „generalistisch ausgerichtet und beruht auf der Hoffnung, dass sich die Beamten irgendwann mit Fortbildung zu Spezialisten entwickeln“. Albishausen: „Die kriminellen Banden und Clans, mit denen wir es zu tun haben, spezialisieren sich täglich. Die handeln wie Unternehmen, die Marktanalysen erstellen, wo Schwachstellen bei der Sicherheit zu finden sind.“ Dennoch sei die Polizei in Deutschland immer noch erstaunlich engagiert. Es gäbe aber Frust darüber, dass bei manchen Staatsanwaltschaften aufgrund der Personalsituation zu schnell „Deals und Einstellungen“ vereinbart würden: „Die Täter merken schnell, dass sie oft billig davonkommen.“

Albishausen forderte gesetzliche Nachbesserungen in einigen wenigen Bereichen, zumindest aber, dass Gerichte die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten ausschöpfen. Unter Bezug auf den „Fall Edathy“ sagte er: „Wenn der Besitz von Kinderpornografie schwächer bestraft wird, als ein Ladendiebstahl, dann müssen sich Gesellschaft, Politik und Justiz schon fragen lassen, auf welchem Weg wir eigentlich sind.“

Das volle Interview hören Sie am Montag (25. Mai) ab 22 Uhr in der Talkradio-Show „Die Schwarze Stunde“ auf www.kingfm.net .

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Hnde eines Kriminellen in Handschellen: fotolia

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