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Rainer Maria Woelki

Kölner Erzbischof will sich nicht „im Käfig der Vergangenheit verkriechen“

Köln – Das mit mehr als zwei Millionen Gläubigen größte deutsche Erzbistum Köln steht möglicherweise vor einer dramatischen Reform. Das kann man aus der ersten Fastenpredigt des neuen Erzbischofs, Rainer Maria Kardinal Woelki, schließen, die heute allerorten in den Gemeinden verlesen wurde. Woelki beschäftigt sich dabei mit der Zukunft der katholischen Kirche und schreibt: „Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs. Vieles ändert sich unter dem Einfluss sogenannter Megatrends, die das Leben Einzelner und unserer Gesellschaft rasanter als in den Jahrhunderten zuvor verändern. Solche Megatrends heißen etwa Individualisierung, Digitalisierung, Globalisierung, demographischer Wandel und fortschreitende Entkirchlichung – um nur einige zu nennen. Vieles war in unserem kirchlichen Leben so lange stabil. Wir wussten, wer dazugehört und wer nicht, wie man zu leben hatte, was richtig und was falsch ist. Die prägende Gestalt, die das Christentum über eine lange Zeit hatte, war ein stimmiges Gefüge. Aufpassen müssen wir heute, wenn wir meinen, daraus eine Norm für die Zukunft ableiten zu können.“

Der Kardinal leitet daraus seine Forderung nach einer neuen und nachhaltigen Form des Kirche-seins ab. Dazu gehörten einerseits eine „existenzielle Vertiefung unseres Glaubens“, andererseits aber auch strukturelle Neuerungen. Nicht nur diejenigen Gläubigen, die sonntags regelmäßig die Heilige Messe besuchen, dürften im Blick der Kirche stehen, sondern auch die anderen 85 bis 90 Prozent. Daher sollten geistlichen Gemeinschaften geschaffen werden, die Pfarreien und Seelsorgebereiche stärker aufeinander abstimmen und sich zu „Pastoralen Räumen“ entwickeln, in denen alle kirchliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime und Caritas „als Orte kirchlichen Lebens noch mehr als bisher“ miteinander vernetzen. Woelki: „Wenn wir eine solche Kirche sein wollen, eine Kirche mit Zukunft, dann dürfen wir uns nicht in den Käfig der Vergangenheit verkriechen.“

Die erste Fastenpredigt des neuen Kölner Erzbischofs, soviel steht fest, wird für intensive Diskussionen sorgen.

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