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Join the Kumpel-flavour! Die Vorzüge des Ruhrgebiets weltweit bekannt machen

Bönen – “Join the „Kumpel“ flavour, visit the Ruhrgebiet!” Mit kernigen Slogans wie diesem wirbt die private Agentur „Ruhrgebiet dmc“ in aller Welt, um Unternehmen und Großorganisationen zu Veranstaltungen ins Revier zu locken. Manager ist Folke Wölfer, als Veranstalter seit Jahren eine feste Größe im Herzen Nordrhein-Westfalens. Über seine Erfahrungen, das Ruhrgebiet international noch populärer zu machen, sprachen wir mit ihm.

Herr Wölfer, Sie bemühen sich, Unternehmen und Verbände aus aller Welt für Veranstaltungen ins Ruhrgebiet zu locken. Kennt man das Revier da überhaupt, oder müssen Sie jedes Mal bei Null anfangen?

Grundsätzlich kennt man das Ruhrgebiet schon. National sind wir sowieso keine unbekannte Region, und international sind ein paar Highlights aus der Vergangenheit und der Gegenwart durchaus präsent. Insbesondere durch die Strahlkraft des Fußballs mit den beiden Top-Akteuren Borussia Dortmund und Schalke 04. Es kostet allerdings auch heute noch viel Überzeugungsarbeit, wenn man einem Gesprächspartner, der das Ruhrgebiet nicht beziehungsweise nicht so gut kennt, die schönen und positiven Seiten dieser Region erklären möchte. Es gibt leider immer noch viele Vorurteile, die wir nur bekämpfen können, wenn die Kritiker zu uns kommen und live erleben, wie lebens- und liebenswert das Ruhrgebiet ist.

Was sind denn Vorurteile, die da bestehen? Kohlestaub?

Nicht direkt Kohlestaub. Aber die Vorurteile gehen schon in diese Richtung. Und wenn diese Menschen dann doch mal den Weg in unser Ruhrgebiet finden, dann staunen sie jedes Mal über die vielen Grünflächen, die unerwartet saubere Luft und die sagenhaft schönen Aussichten von den zahlreichen sogenannten Landmarken, wie dem Tetraeder in Bottrop, der Halde Hoheward in Herten oder der Schurenbachhalde in Essen.

Aber Sie werden ja nicht mit sauberer Luft und schönen Aussichten locken, wenn Sie das Revier international verkaufen wollen. Was sind ihre drei Top-Argumente für Insentives im Ruhrgebiet?

Das stimmt. Diese Soft Skills alleine wären für Unternehmen nicht überzeugend genug. Auf den Punkt gebracht bietet das Ruhrgebiet vielseitige Top-Event-Locations, Top-Hotels, hochkarätige Top-Restaurants mit Sterne-Köchen, Top-Kulturangebote und nicht zuletzt sehr kurze Wege zwischen allen genannten Orten. O.k., das waren jetzt fünf Top-Argumente, was aber auch zeigt, dass wir im Ruhrgebiet mit drei Top-Argumenten noch lange nicht nicht auskommen.

All das bieten München, Berlin und Hamburg aber auch…

Oberflächlich gesehen ja. Betrachtet man aber die Geschichte des Ruhrgebiets, so erkennt man sehr schnell die Einzigartigkeit dieser Region, in der die Besucher, wie nirgends anders, den Strukturwandel live sehen und erleben können.
Das Ruhrgebiet ist insbesondere durch die Stahl- und Kohlezeit bekannt, die Ende des vergangenen Jahrhunderts endete. Dennoch sind viele Relikte davon übrig geblieben, die heute gemeinsam mit zahlreichen modernen Einrichtungen eine Vielzahl an unterschiedlichen Veranstaltungs- und Kongressorten bieten. Inmitten des pulsierenden Herzens der Region, umgeben von Parks und Erholungsstätten.
Daraus resultiert eine in Europa einzigartige Vielfalt an Möglichkeiten für Messen, Incentives, Kongresse und Events, sowie kulturelle und sportliche Aktivitäten. Tagungsorte für 10 bis 7.700 Personen, mehr als 172.000 Quadratmeter Meeting-Fläche für mehr als 54.000 Personen im gesamten Ruhrgebiet, sowie mehr als 4.500 Hotelzimmer im 4- und 5-Sterne-Segment sprechen eine eindeutige Sprache.

Es gibt ja auch staatlicherseits Bemühungen, etwa durch die Ruhr-Touristik, Menschen aus anderen Ländern für das einstige industrielle Herz Deutschlands zu begeistern. Was unternehmen Sie, was die nicht können?

Grundsätzlich sind die Aktivitäten und Projekte der Ruhr Tourismus GmbH sehr wichtige Mosaikteile auf dem Weg zu einem besseren Image des Ruhrgebiets. Der Fokus der Ruhr Tourismus GmbH liegt, im Gegensatz zu unserem unternehmerischen und wirtschaftlichen Ansatz, eindeutig auf dem touristischen Aspekt. Durch die alle drei Jahre neu zu beantragende und projektbezogene Förderung mit EU-Geldern sind die Verantwortlichen sehr stark an diese Maßgaben gebunden und können nicht, so wie es uns möglich ist, uneingeschränkt in alle Richtungen denken und handeln. Wichtig ist mir an dieser Stelle, dass dies absolut kein Vorwurf an die handelnden Personen bei der Ruhr Tourismus GmbH und deren Ausrichtung ist. Ganz im Gegenteil. Wir wünschen uns in Zukunft ein konstruktives und zielorientiertes Miteinander. Die „Ruhrgebiet dmc“ ist kein Gegner oder Konkurrent der Ruhr Tourismus GmbH. Wir möchten vielmehr gleichberechtigter Partner und Initiator sein. Nur gemeinsam sind wir stark. Für ein starkes Ruhrgebiet.

Alle Jahre wieder diskutiert man im Ruhrgebiet über eine bessere Zusammenarbeit in der Metropolregion. Doch genau betrachtet hat sich nichts Bahnbrechendes getan. Haben Sie eine Vision davon, was sich im Revier in den nächsten Jahren dringend verbessern muss?

Die, aus unserer Sicht, absolut nicht zielführenden Diskussionen, zum Beispiel über die Bezeichnung unserer Region, verfolgen wir seit Jahren und haben uns genau aus diesem Grund dazu entschlossen, die „Ruhrgebiet dmc“ zu gründen. Unserer Meinung nach wird viel zu viel und zu häufig politisch lamentiert und diskutiert. Solange wir nicht von Innen aus dem Ruhrgebiet heraus das Selbstbewusstsein haben, uns und unsere Heimat als lebenswertes und liebenswertes Fleckchen Erde zu sehen und dies auch nach Außen kund zu tun, ist es irrelevant, ob wir von der Metropole Ruhr, der Ruhr Area, Ruhr Valley oder dem Ruhrgebiet sprechen. Dieser Meinung ist übrigens auch unser amtierender Bundestagspräsident Norbert Lammert, der ebenfalls ein Kind des Ruhrgebiets ist.
Es ist für alle Beteiligten eine gewaltige Herausforderung, die 53 Kommunen und ihre Bürger so miteinander zu vernetzen und die Möglichkeiten für nationale und internationale Unternehmen im Ruhrgebiet so deutlich herauszustellen, dass interessierte Firmen aus aller Welt zu uns kommen und ihre Veranstaltungen im Ruhrgebiet durchführen. Auf diesem Weg sind wir sehr gerne kompetenter und professioneller Partner aller kommunalen Institutionen, der Wirtschaftsförderungen, der IHKs und der Touristikverbände. Ziel unserer Arbeit ist es, dass wir uns nicht in bürokratischen und politischen Diskussionen verzetteln möchten und gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft effiziente und nachhaltige Wege gehen, die dem Ruhrgebiet helfen und es noch stärker machen.

Mehr Informationen unter www.ruhrgebiet-dmc.com

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Folke_Wölfer_ruhrgebiet dmc: Folke Wölfer

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