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Insolvenzverwalter Dirk Hammes: „Kriminalinsolvenz erfordert besondere Kompetenzen“

Rechtsanwalt Dirk Hammes, Gründungspartner der Duisburger Insolvenzverwalterkanzlei hammes. (www.rae-hammes.de), erklärt für NRW.jetzt eine besondere Form der Insolvenz: diejenige mit einem kriminellen Hintergrund. Ein aktuelles Beispiel für eine solche Kriminalinsolvenz ist der Fall der Duisburger RMM Metallhandel GmbH, der von Dirk Hammes zur Anzeige und damit vor die Große Wirtschaftsstrafkammer Duisburg gebracht wurde.

Eine Insolvenz ist grundsätzlich eine wenig erfreuliche Angelegenheit: Eine wirtschaftliche Krise hat sich so verschärft, dass ein Unternehmen um die Existenz bangen muss, Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, Lieferanten, Dienstleister und andere Gläubiger warten auf ihr Geld, und der Unternehmer tritt die Verantwortung in der Krise an einen Insolvenzverwalter ab, der die Geschäfte während des gerichtlich angeordneten Verfahrens führt – mit unklaren Perspektiven, die von der Fortführung durch den bisherigen Unternehmer bis zu einer Liquidation reichen können.

Und als ob dies alles nicht genug wäre, kommt dazu noch eine Ermittlung durch die Staatsanwaltschaft. „Die Behörden gehen bei jeder Unternehmensinsolvenz einem generellen Anfangsverdacht der Insolvenzverschleppung nach, sofern es nicht einen Einzelunternehmer betrifft. In den allermeisten Fällen erweist sich dies auch als begründet, aber vor allem aufgrund von Beweisschwierigkeiten muss ein Geschäftsführer und/oder Eigentümer eines insolventen Unternehmens in aller Regel keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten“, sagt Dirk Hammes, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Diplom-Betriebswirt und Gründer und namensgebender Partner der ausschließlich in der Insolvenzverwaltung tätigen Kanzlei hammes. mit Hauptsitz in Duisburg und weiteren Büros in Bochum, Düsseldorf, Essen und Kleve, die er gemeinsam mit Mark Steh führt.

Kriminelle Vorgänge im Rahmen der Insolvenz

Und Dirk Hammes, der regelmäßig zu den Insolvenzverwaltern mit den meisten Verfahren deutschlandweit zählt, kennt auch die kriminelle Seite von Insolvenzen – und dabei gehe es nicht nur um den Unternehmer, der aus Unkenntnis oder Angst erst einige Wochen beziehungsweise Monate nach Einsetzen der Zahlungsunfähigkeit den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. „Wir sprechen dabei von kriminellen Vorgängen und Aktivitäten im Rahmen der Insolvenz. Sei es, dass Straftaten erst zur Insolvenz geführt haben, oder aber es sollen durch die Insolvenz Straftaten verschleiert werden“, erläutert der Insolvenzverwalter, der sich besondere Reputation als Experte für Kriminalinsolvenzen erworben hat und unter anderem Fachvorträge beim Bundeskriminalamt, vor Richtern und anderen Justizangehörigen zu dem Thema hält.

Aufgrund dieser Erfahrung und Kompetenz wird Dirk Hammes auch regelmäßig von Gerichten als Verwalter in hochkomplexen Insolvenzverfahren bestellt, die sich dann als Kriminalinsolvenz herausstellen. Ein Beispiel dafür ist der Fall der RMM Metallhandel GmbH aus Mülheim an der Ruhr, bis zur Insolvenz Anfang 2014 Deutschlands größter Händler für Kupfer und Kupferlegierungen mit einem Umsatz weit jenseits einer Milliarde Euro.

„Im Laufe unserer Verwaltungstätigkeit hat sich dann herausgestellt, dass verschiedene Ungereimtheiten existieren. Unsere detaillierten Überprüfungen haben dann zu einer umfangreichenQuelle: © eyetronic - Fotolia.com Strafanzeige gegen den geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens sowie weitere Personen geführt“, sagt Dirk Hammes, der das anhängige Verfahren vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer in Duisburg aufmerksam verfolgt.

Schaden von mehr als 100 Millionen Euro

Immerhin hätten die vorsätzlichen Taten der Angeklagten zu Schäden in einer Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro für die Gläubiger geführt. Die Beteiligten werden wohl mit mehrjährigen Haftstrafen zu rechnen haben. Zwei der Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft. Mit angeklagt ist auch ein ehemaliger Aufsichtsrat einer kleinen Privatbank, und zudem spielen bekannte Namen aus der Wirtschaft und der Rocker-Szene eine Rolle.

Der Rechtsanwalt und Betriebswirt erläutert auch, weshalb er dieses Vorgehen gewählt hat. „Unsere Aufgabe als Insolvenzverwalter ist es, die Gläubiger eines insolventen Unternehmens bestmöglich zu befriedigen. Diese Verpflichtung nach den gesetzlichen Vorgaben kann eben auch dazu führen, dass wir Beteiligte direkt in Regress nehmen, wenn ihr Verhalten zu einem Schaden für die Gläubiger geführt hat. Und das ist bei Anklagepunkten wie banden- und gewerbsmäßigen Betrug, Untreue und Insolvenzverschleppung definitiv der Fall.“

Verschobene Vermögenswerte sichern

Dirk Hammes betont, dass ein Insolvenzverfahren mit einer kriminellen Ebene besondere Kompetenzen erfordern. Denn es ist beispielsweise notwendig, illegale Handlungen schnellstmöglich aufzudecken, die vorhandenen Aktiva zu sichern, verschobene Vermögenswerte zurück zu holen und die Verantwortlichen in Anspruch zu nehmen. „Das gelingt aber nur, wenn Rechtsanwälte und Mitarbeiter einer Insolvenzkanzlei genau wissen, auf was sie bei ihren Untersuchungen achten müssen. Eine Insolvenz, in der viel kriminelle Energie steckt und vielleicht aufgrund der Größe auch ein Auslandsbezug vorliegt oder verschiedene Parteien involviert sind, ist immer eine besonders sensible und herausfordernde Angelegenheit.“

Und wie geht es beim RMM Metallhandel weiter? Das Verfahren werde die Wirtschaftsstrafkammer wohl noch bis April dieses Jahres beschäftigen, der Ausgang sei weiterhin offen. Dirk Hammes: „Wir können hier von einer echten Räuberpistole sprechen.“

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • : © eyetronic - Fotolia.com
  • Dirk Hammes: hammes.

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