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Gemeinnütziger Verein will geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauferkrankungen verdeutlichen

Mönchengladbach – Es ist mittlerweile medizinisch anerkannt, dass schwere Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall keine reine „Männersache“ sind, wie in der Bevölkerung noch landläufig angenommen wird. Dagegen sprechen schon die reinen Zahlen. Bereits seit dem Jahr 2002 haben Herzinfarkte und Schlaganfälle als führende Todesursache Krebserkrankungen abgelöst. Und während bei Männern die Rate an Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen kontinuierlich abnimmt, sinkt sie bei Frauen weniger stark und steigt sogar zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr an, warnt Prof. Dr. Georg V. Sabin, Chefarzt der Kardiologie der Städtischen Kliniken Mönchengladbach (Elisabeth-Krankenhaus) und Mitinitiator des Netzwerks Frauenherz.

Aus diesem Grund ist das Netzwerks Frauenherz von verschiedenen Trägern ins Leben gerufen worden. Der im Frühling 2019 gegründete gemeinnützige Verein hat sich der Herzgesundheit von Frauen in Deutschland und der Förderung der geschlechterspezifischen Kardiologie verschrieben. Mittlerweile gehören zahlreiche Kliniken und Facharztpraxen aus dem Rheinland, dem Raum Aachen und dem Bergischen Land der Vereinigung an. Vorsitzende ist Lolita Bleckmann, Chefärztin am Herzpark Hardterwald in Mönchengladbach, als ihre Stellvertreterin fungiert PD Dr. Mirja Neizel-Wittke, stellvertretende Chefärztin der Kardiologie der Städtischen Kliniken Mönchengladbach. Koordinator und Berater des Netzwerks Frauenherz ist Alexander Blazyczek vom Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo Deutschland.

Das Bestreben des Netzwerks sei es, in der Kooperation vieler Spezialisten geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauferkrankungen deutlich zu machen und vor allem Frauen und medizinische Praktiker für die umfassenden Risiken zu sensibilisieren, wie der niedergelassene Kardiologe Dr. Heribert Brück aus Erkelenz herausstellt.

„Die Erfahrungen der Praxis zeigen, dass Frauen hinsichtlich tödlichen Herz-Kreislauferkrankungen den gleichen, wenn nicht sogar stärkeren Risiken ausgesetzt sind als Männer. Das liegt auch daran, dass Diagnostik und Therapie sich noch nicht umfassend auf die geschlechterspezifischen Unterschiede eingestellt haben“, betont Prof. Dr. Jürgen vom Dahl, Chefkardiologe der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach. „Die Studie ‚Berliner-Frauen-Risikoevaluation‘ zum Beispiel zeigt, dass mehr als die Hälfte der mehr als 1000 befragten Frauen ihr kardiovaskuläres Risiko unterschätzt haben“, ergänzt Prof. Dr. Jürgen vom Dahl, Chefkardiologe der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach.

Oft kündige sich der Herzinfarkt beispielsweise mit anderen Alarmzeichen als bei Männern an, die eher unspezifisch seien, etwa Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder auch mit Beschwerden im Oberbauch. Das führe dazu, dass ein Herzinfarkt bei Frauen häufig viel später erkannt wird – eben auch, weil bei Frauen seltener mit einem Herzinfarkt gerechnet wird, warnt Prof. Dr. Rolf Michael Klein, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Rhythmologie und konservative Intensivmedizin am Augusta-Krankenhaus.

Laut Mirja Neizel-Wittke stehe beim Netzwerk Frauenherz ebenso im Fokus, gendermedizinischen Implikationen in der Kardiologie gezielt zu fördern und die Relevanz dieser Ansätze in der und für die Praxis aufzuzeigen. „Wir sind uns sicher, dass wir durch mehr Vorsorge und zielgerichtete Behandlungen viele lebensbedrohliche kardiovaskuläre Situationen vermeiden können.“

Dr. Carsten Stoepel, Chefarzt der Kardiologie des Evangelischen Krankenhauses Bethesda, ist der Ansicht, dass Mediziner und Medizintechnikunternehmen aufgerufen seien, innovative Lösungen herzustellen, um Frauen mit schweren kardiologischen Erkrankungen besser und fokussierter zu behandeln und im Alltag zu begleiten zu können.

Das Netzwerk Frauenherz will vor allem über Veranstaltungen Öffentlichkeit und Fachleute gleichermaßen auf die vielfältigen Fragestellungen in der Frauen-Kardiologie hinweisen und die Thematik so breit verankern. Startschuss dafür war der erste Frauentag des Netzwerks in den Städtischen Kliniken Mönchengladbach am 25. Mai mit mehr als 100 Besuchern (Ärzte und Interessierte). Für Ärzte galt die Veranstaltung als Fortbildung und war mit entsprechenden Fortbildungspunkten der Ärztekammer versehen.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • PD Dr. med. Mirja Neizel-Wittke: © Städtische Kliniken

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