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Die Zukunft des WDR und ein bemerkenswerter Beitrag aus der Politik

Düsseldorf – NRW-Medienministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD, Foto), hat Anfang April im landeseigenen Blog einen bemerkenswerten Beitrag zur Diskussion um die Novellierung des WDR veröffentlicht. Die Rundfunkanstallt soll „transparenter, bürgernäher und damit insgesamt zukunftsfähig gestaltet werden“, welhalb eine „Online-Konsultation“ gestartet wurde, an der sich viele Bürger Nordrhein-Westfalens beteiligt haben. Ausführlich nimmt Schwall-Düren in ihrem Blog-Beitrag zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Stellung.

Was ist sein Anspruch an Profil und Unabhängigkeit, fragt die Ministerin und wirft die Frage der Finanzierung auf. Der gesetzlich festgelegte Rundfunkbeitrag sei „wesentlicher Faktor“, um die Unabhängigkeit der Sendeanstalt zu sichern, und sie in die Lage zu versetzen, den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen. Schwall-Düren weiter: „Werbung steht hierzu in gewisser Weise im Widerspruch. Einerseits, weil sie gekaufte Sendezeit Dritter ist. Andererseits, weil der Rundfunkveranstalter hohe Einschaltquoten zu Einnahmen macht: je größer der Zuschaueranteil, desto teurer die Werbezeit. Das bedeutet, dass die Einnahmen steigen, je massentauglicher das Programm ist. Es ist aber nicht der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, seine Sendezeit zu verkaufen und hohe Einschaltquoten zu generieren. Er ist vielmehr gerade auch solchen Inhalten verpflichtet, die außerhalb des ‚Mainstreams‘ für Qualität, Meinungsbildung und kulturelle Vielfalt stehen.“

Es ist bei unseren Politikern viel zu selten, dass sie sich an ein konfliktversprechendes Thema heranwagen. Deshalb gebürt der Ministerin Dank dafür, dass sie die Dinge klar beim Namen nennt. Die Jagd nach Einschaltquoten und hohe Werbeerlöse sind nicht kompatibel mit dem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag. Wenn Zwangsgebühren ein anspruchsvolles journalistisches Programm sichern sollen, dann sollten öffentlich-rechtliche Sender keine Werbezeiten verkaufen. Und den Politikern zusätzlich ins Stammbuch geschrieben: Konsequenterweise gehört auch der Programmauftrag auf den Prüfstand. Anspruchsvolle Inhalte, Übertragungen, Hintergrundberichte und politische Magazine, Kultur und Wissenschaft – dafür würde eine Mehrheit wohl bereitwillig die geforderte Gebühr zahlen. Aber nicht für Unterhaltung, oft genug in beängstigend schwacher Qualität. Als 1946 die ersten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten lizensiert wurden, war in Deutschland beides gefragt: Information und auch Unterhaltung, denn die gab es sonst nicht. Doch die Zeiten haben sich geändert. Und wenn sich Zeiten ändern, müssen sich auch Programmaufträge ändern können. Gerade die öffentlich-rechtlichen Sender, die bei der Politik so gern nach „Modernisierung“ rufen, sollten das verstehen.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Retro TV with wooden case: fotolia

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