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„Die Sanierung von Unternehmen ist weiterhin kein Selbstläufer“

Düsseldorf – Regelinsolvenz, Eigenverwaltung oder doch lieber das vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren nach europäischem Recht? Leiden Unternehmen unter einer strukturellen oder wirtschaftlichen Krise, stehen ihnen verschiedene Lösungsmöglichkeiten offen.

Ein sich schlecht entwickelndes Umfeld in einer speziellen Branche, eine unternehmerische Fehlentscheidung, der Ausfall eines wichtigen Kunden: Für eine schwerwiegende Krise eines Unternehmens existieren zahlreiche Gründe. Manche sind fremd-, manche selbstverschuldet – aber in jedem Falle muss eine Lösung her, um eine Firma neu aufzustellen und damit Arbeitsplätze und Vermögen zu sichern.

„In der Praxis zeigt sich aber immer wieder, dass viele Unternehmer, gerade im Mittelstand, die verschiedenen Möglichkeiten der Sanierung nicht kennen beziehungsweise deren Konsequenzen für einen Betrieb nicht einschätzen können“, sagt Corinne Rennert-Bergenthal, Geschäftsführerin von ADK Consulting, der auf Insolvenzdienstleistungen, Sanierung und Restrukturierung spezialisierten Einheit der multidisziplinären Kanzlei Abels Decker Kuhfuß Lenzen (ADKL) aus Düsseldorf. „Daher ist es eine wichtige Aufgabe eines Beraters, über diese Möglichkeiten aufzuklären und mit einem Geschäftsführer und/oder Gesellschafter gemeinsam genau zu überlegen, wo genau die Ursachen der Krise liegen, was man dagegen tun kann und welches juristische Instrument man am besten einsetzt. Wichtig ist nur, dass Manager verantwortungsvoll vorgehen und proaktiv nach einer Lösung suchen. Dabei unterstützen wir sie.“

Zerschlagung droht

Corinne Rennert-Bergenthals Kollegin Ute Logen, ebenfalls Geschäftsführerin von ADK Consulting, betont, dass es darauf ankomme, mit viel Weitsicht zu agieren. Denn wenn die Krise bereits fortgeschritten sei, gebe es immer weniger Gestaltungsspielräume. „Dann rückt oft die Pflicht zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens näher. Daraus ergibt sich beinahe zwangsläufig die Schwierigkeit, dass die Krise dann in der Regel schon weit

Quelle: © ADK Consulting

Ute Logen, ADK Consulting

fortgeschritten ist und kaum noch Zeit für eine echte Planung verbleibt. Das Regelinsolvenzverfahren ist nicht immer die schlechteste Lösung. Entscheidend ist aber, dass dies gewissenhaft vorbereitet wird, um einen für das Unternehmen bestmöglichen Ablauf zu gewährleisten. Je später die Entscheidung getroffen wird, desto häufiger kommt es zu einem sehr harten Einschnitt für Unternehmen und Unternehmer – bis hin zur Zerschlagung.“

Die Sanierungsexpertin weist auch auf eine mittlerweile etablierte Alternative zur Regelinsolvenz hin. Bei der sogenannten Eigenverwaltung saniert der Geschäftsführer unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters das eigene Unternehmen, meistens unterstützt durch einen Sanierungsberater. „Dieses Instrument kommt in rund der Hälfte der Insolvenzverfahren zum Tragen. Und die Idee des Gesetzgebers von 2012 ist grundsätzlich gut, nämlich Unternehmen die Sanierung unter Insolvenzschutz zu erleichtern und ein Weitermachen in der bisherigen Struktur zu ermöglichen. Schließlich kann der Gesellschafter nach einer erfolgreichen Eigenverwaltung sein Unternehmen weiterführen“, betont Ute Logen.

Eigenverwaltung kann viel Geld kosten

Quelle: © Michael Lübke

Corinne Reinert-Bergenthal, ADK Consulting

Die Gefahr dabei laut Corinne Rennert-Bergenthal: „Mehr als die Hälfte aller Unternehmen, die sich in Eigenverwaltung saniert haben, kommen nach einer gewissen Zeit in die Regelinsolvenz, weil keine echte, leistungswirtschaftliche Sanierung vorgenommen worden ist. Dann hat die Eigenverwaltung viel Geld gekostet, ohne einen Erfolg zu erzielen. Der Sanierungsberater muss darauf hinwirken, dass auch harte Einschnitte umgesetzt werden.“

Die Europäische Union hat für Unternehmen ebenfalls ein Instrument geschaffen, sich leichter zu sanieren – und zwar schon vor der tatsächlichen Insolvenz. Damit soll das präventive Restrukturierungsverfahren geregelt werden. „Das gibt einen stabilen Rahmen für Unternehmen, die frühzeitig die richtigen Schritte ergreifen wollen, um sich zu sanieren. Sie werden dabei nicht mehr zwingend unter Aufsicht eines Sachwalters gestellt. Seit rund einem Jahr ist dies gültig und richtet sich explizit auch an Mittelständler. In der Praxis hingegen sehen wir dies noch selten. Das ist schade, denn durch die neue europäische Insolvenzverordnung wird es leichter, ein Unternehmen zu sanieren, bevor es zur Insolvenz kommt“, sagt Ute Logen.

Dennoch gilt für Corinne Rennert-Bergenthal: „Die Sanierung von Unternehmen ist weiterhin kein Selbstläufer. Geschäftsführer und Gesellschafter müssen sehr genau ihre Strukturen im Blick haben und frühzeitig, am besten unterstützt durch einen insolvenzrechtlich erfahrenen Spezialisten, das weitere Vorgehen planen. Jeder Weg, eine Krise zu lösen, hat Vor- und Nachteile. Diese sollten Unternehmen kennen, um sich wirklich schlagkräftig für die Zukunft neu aufstellen zu können.“

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Ute Logen: © ADK Consulting
  • : © Michael Lübke
  • Business man signing contract, making a deal.: © Fotolia/Redpixel

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