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Wahlkampf für Frau Merkel? „Das ist eine Scherzfrage, oder?“

von KLAUS KELLE

Krefeld – Die CDU ist erstmals bundesweit in Umfragen unter 30 Prozent gerutscht. Die Partei Adenauers und Kohls, die noch vor drei Jahren mit Angela Merkel und 42 Prozent der Wählerstimmen einen fulminanten Sieg bei der Bundestagswahl einfuhr, ist auf ungebremster Abschussfahrt. „Wir schaffen das“ – das reicht den Deutschen zunehmend nicht mehr, um die Folgen der durch unkontrollierte Zuwanderung im vergangenen Jahr von geschätzt einer Million Flüchtlingen entstandenen Probleme zu akzeptieren. Bei den Christdemokraten an der Basis herrscht Unmut, nicht nur hier und da, sondern in der Breite. Bei Veranstaltungen in Ortsunionen und Stadtverbänden melden sich immer häufiger altgediente Parteimitglieder und machen ihrer Empörung über die Kanzlerin und ihren Kurs Luft. Der „Berliner Kreis“, ein einst eher einflussloses Häuflein von CDU-Bundestagsabgeordneten, ist in jüngster Zeit zunehmend Ansprechpartner von Medien, auch wenn mit Wolfgang Bosbach und Erika Steinbach zwei Galionsfiguren im kommenden Jahr aufhören. Auch in NRW gibt es sicher zwei Dutzend Landtagsabgeordnete der CDU, die im persönlichen Gespräch ihren Unmut über den Kurs der modernen, bunten und inhaltslos gewordenen Partei Luft machen. Und im kommenden Jahr ist auch Landtagswahl, manch einer macht sich intensive Gedanken über die anstehende Begegnung mit den Wählern.

In der Union in Nordrhein-Westfalen bewegt sich etwas. Während die Landesführung der CDU stramm weiter auf Merkel-Kurs segelt, bilden sich an Rhein und Ruhr überall konservative Zirkel von Parteimitgliedern, die sich die „alte CDU“ zurückwünschen. Einer von ihnen ist Gerald Wagener aus Krefeld, einst aus Frust über die Euro-Rettungspolitik der Kanzlerin ausgetreten, jetzt wieder Mitglied geworden – nicht aus Begeisterung, sondern um etwas zu tun. Ein Wechsel zur AfD kommt für einen Mann wie ihn nicht in Frage, zu viele Irrlichter leuchten dort nach seiner Meinung. „In den sozialen Netzwerken rumjaulen, kann jeder. Ich wollte etwas tun“, beschreibt der erfolgreiche Unternehmer, der selbst keine Karriere als Politiker anstrebt, im Gespräch mit NRW.jetzt seine Motivation. Er hat einen Kreis von Parteimitgliedern um sich versammelt, plant jetzt eigene Veranstaltungen, ohne irgendwen um Erlaubnis fragen zu müssen. Die erste wird am 8. November in Krefeld stattfinden. Gast ist dann Vera Lengsfeld, frühere Bürgerrechtlerin in der DDR und Bundestagsabgeordnete.

Fragt man Wagener, wie er sich eine moderne Volkspartei CDU wünscht, sagt er: „Eine Partei mit konservativen Werten, Ecken und Kanten. Vor allem aber: mit Positionen!“ Zum Ende des Gespräches wollen wir noch wissen, was Gerald Wagener im kommenden September bei der Bundestagswahl tun wird. Macht er aktiv Wahlkampf für Angela Merkel? Seine Antwort: „Das ist eine Scherzfrage, oder?“

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • gerald-wagener: gerald wagener

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