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Rheinländer und Westfalen, das wird niemals ein richtiges Bundesland

von KLAUS KELLE

Mehr als eine halbe Million Besucher wurden beim großen Stadtfest zum 70-jährigen Bestehen Nordrhein-Westfalens am Wochenende in Düsseldorf gezählt. Alles also prima im Land? Rheinländer, Westfalen und Lipper haben sich alle lieb? Mitnichten! Besonders die beiden großen Landesteile sind sich in herzlicher Abneigung verbunden. Kennen Sie den? Trifft ein Rheinländer einen Westfalen mit einem Papagei auf der Schulter. Fragt er: „Kann der auch sprechen“. Sagt der Papagei: „Keine Ahnung.“ Das soll wohl die knurrige, maulfaule Wesensart der Westfalen zum Ausdruck bringen. Und der Commedian Rüdiger Hoffmann aus dem (westfälischen) Paderborn arbeitet sich immer mal wieder launig am Kölner Karneval und dem „Kölsch“ genannten bier-ähnlichen Getränk dort, das er respektlos „Mädchen-Gesöff“ nennt.

1946 von der britischen Besatzungsmacht zusammengeführt, haben die meisten Menschen zwischen Rhein und Weser wenig bis gar keinen Stolz auf ihr Bundesland entwickelt. Ganz im Gegenteil: Besonders die Westfalen argwöhnen, dass die Rheinländer und das Ruhrgebiet (Stichwort: Strukturwandel) beim Geldverteilen durch Land und EU ihnen gegenüber immer wieder bevorteilt werden. Eine Westfalen-Initiative rührt lautstark von Münster aus die Trommel und will die westfälische Identität schärfen. Die Kölner halten sich sowieso für die Größten im Lande Nordrhein-Westfalen. Warum, weiß keiner, wenn man vielleicht davon absieht, dass sie einen beeindruckenden Dom haben und die meisten Einwohner. Düsseldorf ist viel schöner, hat aber den Ruf von Schicki-Micki und falscher Freundlichkeit. Karneval können die Kölner besser, deren Musik kennt jeder in Deutschland. Dafür müssen sie Kölsch trinken, während der Düsseldorfer am Rheinufer sitzt und sein Altbier genießt. Dem Westfalen ist das alles egal, Pilsken und Korn und gut is‘. Und wer es nicht glaubt, frage einmal willkürlich Menschen auf der Straße, woher sie kommen. Egal, wie die Antwort lautet, NRW-Bürger wird sich keiner nennen, eher schon Lipper oder Sauerländer.

Das sind natürlich alles Klischees, aber ein bisschen Wahrheit ist immer dabei. Der Comedian Bernd Stelter, seit vielen Jahren einer der Helden des Kölner Karnevals, stammt aus Westfalen und sang schon zu Beginn seiner Karriere Anfang der 80er Jahre das Westfalenland:

„Das Sauerland, das Siegerland und Ostwestfalen-Lippe,
zieh’n mit Revier und Münsterland an derselben Strippe.

Es wird nicht länger rumgeschwätzt, denn wir sind es leid,
ja, wir westfalen fordern jetzt die Unabhängigkeit…“

Und dass ein Westfale in Köln überhaupt öffentlich singen darf, ja das spricht wohl doch dafür, dass es mit dem Zusammenwachsen dieses Bundeslandes voran geht.

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