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Orthopäden in NRW sind sauer auf CDU und CSU

Düsseldorf – Ein Positionspapier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, das eine direkte Verantwortung für Physiotherapeuten bei Diagnose und Therapie empfiehlt, stößt auf massive Kritik der Ärzteschaft. Ramin Nazemi vom orthonet-NRW warnte vor einer signifikanten Qualitätsminderung für die Patienten, sollten die Pläne der Union realisiert werden. „Heilmittelerbringer direkter in die Versorgung einbinden“, so ist das Positionspapier überschrieben, das Einsparungen für die Krankenkassen, den Ausgleich von zu erwartenden Versorgungsengpässen und eine höhere Patientenzufriedenheit gezielt anstrebt. Logopäden, Masseure und andere Therapeuten sollen danach mehr Geld erhalten und zukünftig ohne Arzt eine Diagnose stellen und selbständig darüber entscheiden dürfen, wie ein Patient behandelt wird.

„Extrem gefährlich“, sagt Nazemi und verweist darauf, dass sich Physiotherapeuten mit einmalig 60 Unterrichtseinheiten ihre notwendige „Qualifikation“ erwerben können, während Ärzte sechs Jahre Studium durchlaufen und dazu zwingend eine zusätzliche Facharztausbildung – bei Orthopädie/Unfallchirurgie – von sechs Jahren nachweisen müssen, wenn sie eigene Diagnostik betreiben wollen. Dies ist laut Nazemi/orthonet-NRW ein „wahnsinniges Gefälle an Fachwissen und zwingend notwendiger Erfahrung.“ Lehrinhalt bei der Ausbildung von Physiotherapeuten sei nur zu einem geringen Teil auch Diagnostik, und dies überwiegend für Erkrankungen des Bewegungsapparates. Eine differenzierte Diagnose, die auch Organ- und Funktionsbereiche einbezieht, könne so von Physiotherapeuten nicht gestellt werden. Nazemi: „Das bringt große Risiken für Patienten mit sich, zum Beispiel wenn ausschließlich auf physiotherapeutische Maßnahmen gesetzt wird, aber ein bösartiger Tumor die eigentliche Diagnose ist.“ Hinzu komme, dass Physiotherapeuten Ultraschall oder Röntgen zur Diagnostik weder erlernen noch zu deren Einsatz berechtigt sind. Beides aber sei unverzichtbar bei der fachgerechten Diagnostik eines Patienten.

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