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Libori-Start mit Hindernissen – eine Kraftquelle des deutschen Katholizismus

Paderborn – Selbst altgediente Libori-Besucher konnten sich nicht erinnern, dass es jemals zuvor in der Geschichte dieses großartigen religiös motivierten Volksfestes eine Absage der Eröffnungszeremonie gegeben hatte. Doch orkanartige Sturmböen sorgten am Samstag für die Premiere. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier sagte am Nachmittag nach stundenlangen Beratungen mit Polizei, Schaustellern und Wetterdienst den Eröffnungsempfang auf dem Liboriberg ebenso ab wie den ersten Kirmes- und Volksfesttag in der Innenstadt. Eine Emtscheidung, die viel Zustimmung fand, denn die Sicherheit der Besucher ist das Wichtigste bei Großveranstaltungen. Im Gespräch mit NRW.jetzt sagte das Stadtoberhaupt, dass er bis heute Morgen mehr als 1.500 Mails und Nachrichten von Bürgern erhalten habe, die seine Entscheidung unterstützen. Die zahlreichen Standbetreiber indes sicherten am Abend ihre Tische und Waren, während sich die Party-Gesellschaft der ostwestfälischen Stadt in die Kneipen verzog, wo das Bier bis spät in die Nacht in Strömen floß.

Der Paderborner Dom allerdings stand fest und stark. Und so fand die Vesper im überfüllten Gotteshaus wie geplant statt. In diesem Jahr steht das Fest im Gedenken an den Heiligen Liborius unter dem Motto „Du bist die Zuflucht der Armen in der Not“. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Diözesancaritasverbandes soll an die christliche Nächstenliebe erinnert werden. Im Dom wurden die Reliquien des Heiligen Liborius im goldenen Schrein aus der Krypta in den Hochchor überführt, begleitet vom Libori-Tusch aus dem Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Bis Dienstag werden die Reliquien im Hochchor bleiben.

Das Libori-Fest mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Kirche, Kirmes und Kultur habe nun begonnen, dürfe aber nicht nur „inhaltsleere Folklore sein“, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker am Samstag vor Gottesdienstbesuchen, angereisten Bischöfen auch aus Afrika und Indien und dem Nachfolger des Heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl der Diözese von Le Mans in Frankreich, Bischof Yves Le Saux. Christen müssten sich der Konsequenzen bewusst seien, sagte Becker. „Die Begegnung mit dem lebendigen Gott muss Folgen in unserem Alltag haben.“ Frohe Festtage dürften nicht blindmachen dafür, dass es auch Not und Elend gebe. Sowohl am Samstag in der Vesper als auch beim Pontifikalamt heute Morgen ging er besonders auf das Flüchtlingsdrama dieser tage ein und mahnte zu verstärktem Engagement für die Verfolgten.

Bei strahlendem Sonnenschein zog sich heute nach Messe und päpstlichem Segen eine beeindruckende Prozession durch die Straßen Paderborns, die gemessen an der Teilnehmerzahl als auch an der Intensität des Gebets und Gesangs eindrucksvoll dokumentierte, wie in der fast 150.000 Einwohner zählenden Großstadt der gelebte Katholizismus eine Symbiose zwischen Kirche und Gesellschaft darstellt, die man anderswo in Deutschland im urbanen Umfeld kaum noch so finden kann. Es ist nicht übertrieben, wenn Beobachter sagen, dass das Erzbistum Paderborn ganz eindeutig zu den Kraftquellen der katholischen Kirche in diesem Land gehört.

Bis zum 2. August wird nun ausgelassenes Treiben rund um den Dom herrschen, die Standbetreiber zeigten heute zufriedene Mienen über den Andrang.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Libori: pdp

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