Libori-Fest: „Jesus kommt in eine unheile, verdorbene Welt, um sie mit seiner Liebe zu heilen.“
„Sei gegrüßet, o Libori, dessen Namen, Ehr und Glorie Gott auf Erden groß gemacht….“
Paderborn – So singt man in dieser Tagen wieder das Lied auf den heiligen Liborius, den Schutzpatron Paderborns. Und man singt es laustark, ja inbrünstig, so als wäre diese Enklave inmitten des protestantischen Ostwestfalen eine Art kleines Rom. „Wir Christen bezeugen das Evangelium vom Heil in einer Zeit, die unheilvolle Realitäten zur Genüge kennt. Wir feiern das Libori-Fest nicht ohne den Blick auf das, was uns unruhig macht“, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt im Pontifikalamt am gestrigen Libori-Sonntag im Hohen Dom zu Paderborn. Das außerordentliche „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ mache deutlich, dass sich Gottes Liebe gerade auch in einer „unheilen Welt“ ausbreiten könne. Nach dem Festgottesdienst (Foto) wurden das Allerheiligste und der vergoldete Libori-Schrein mit den Reliquien des Bistumspatrons in einer prächtigen Prozession bei strahlendem Sonnenschien durch die Straßen der Stadt getragen.
Zur Zeit Jesu hätten die Schriftgelehrten den Umgang mit Sündern gemieden, weil sie im Bemühen um ein Leben nach dem Willen Gottes den schlechten Einfluss einer falschen Lebensart gefürchtet hätten, erinnerte Erzbischof Becker in seiner Predigt. „Erst wenn wir uns dies vergegenwärtigen, wird das Handeln und Reden Jesu als Evangelium deutlich. Jesus kommt nicht in eine Welt, die Menschen für Ihn heil gemacht haben. Jesus kommt in eine unheile, verdorbene Welt, um sie mit seiner Liebe zu heilen. Er sieht sich gesandt gerade zu denen, die in keiner heilen Welt sind und keine heile Welt bilden können“, so der Paderborner Erzbischof.
Am Paderborner Rathaus spendete Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB den sakramentalen Segen. Erzbischof Hans-Josef Becker, die bischöflichen Gäste und tausende Gläubige nahmen an der Feier teil. Neben dem schlechten Einfluss, den das Böse habe, gebe es ebenso eine „Ansteckungskraft der Liebe“, fuhr Erzbischof Becker fort: „Gott will nichts an das Böse und an den Tod verlieren. Darum schafft er in jedem Menschen einen geheimen Ort, an dem er von Gottes Liebe anrührbar bleibt. Gottes Treue erhält in jedem ein Restfeuer des Guten.“ Die Mahnung Jesu, barmherzig miteinander umzugehen, könne vordergründig als „Moral“ verstanden oder auch missverstanden werden, führte Erzbischof Becker weiter aus. „Für Jesus ist es mehr. Seine Jüngerinnen und Jünger, die miteinander Kirche sind, sollen vielmehr in ihrer Barmherzigkeit das Sakrament des heilenden Erbarmens Gottes sein.“
Am Ende der Prozession durch die Stadt versammelten sich die 14 angereisten Bischöfe aus neun Ländern im Altarraum des Doms. Der vergoldete Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius wurde durch die Heilige Pforte im Paradiesportal des Domes getragen.
Nach der Prozession ludt Erzbischof Hans-Josef Becker zu einem Empfang in das Haus Maria Immaculata ein und betonte, in einem christlichen Leben zähle nicht nur die Sorge um das, was schlecht sei in der Welt, vielmehr auch die Dankbarkeit für das, was gut sei. „Das Libori-Fest ist auch eine Einladung zur Feier im Wissen darum, dass wir reich beschenkt sind – und deshalb Verantwortung für die Welt haben“, so der Paderborner Oberhirte. Barmherzige Sorge für den Nächsten würden in diesen Monaten sehr viele Menschen im Erzbistum Paderborn zeigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Deshalb begrüßte Erzbischof Becker insbesondere die Mitglieder der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft „Flucht und Flüchtlinge“, die das bistumsweite Engagement im Bereich Flüchtlingshilfe koordiniert.
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- libori-vesper_14._23.61.16: erzbistum paderborn