Handwerk: „Die Duale Ausbildung besitzt einen besonderen Wert“
Seit April 2014 ist der Schornsteinfegermeister Andreas Ehlert Präsident der Düsseldorfer Handwerkskammer. Er freut sich über eine sehr robuste Konjunktur, hat aber auch ein drängendes Zukunftsthema immer im Auge: den Fachkräftemangel.
Dem Handwerk in der Region Düsseldorf und in ganz Nordrhein-Westfalen geht es gut. Das ist eine der Kernaussagen, die der Düsseldorfer Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert, im Gespräch trifft. „Im Handwerk herrscht Hochkonjunktur. Ich habe kürzlich die dritte Konjunktur-Pressekonferenz seit meinem Amtsantritt im April 2014 gegeben, und jedes Mal wurden die Zahlen und Aussichten besser. Die Betriebe befinden sich in einer robusten Situation und blicken sehr zufrieden in die Zukunft.“
Dieses stabile und erfreuliche Umfeld habe ihm den Einstieg in seine Zeit als Präsident natürlich leicht gemacht – „ich habe viel Spaß an der Arbeit!“ Gleichzeitig habe er aber auch die Arbeitsbelastung in dem Ehrenamt unterschätzt, berichtet Andreas Ehlert. Und das, obwohl er zuvor schon als Arbeitgeberpräsident für das NRW-Handwerk in führender Funktion tätig war. Schließlich übt Ehlert seinen Hauptberuf weiter aus: Der HWK-Präsident ist Schornsteinfegermeister mit eigenem Kehrbezirk in Düsseldorf.
In den kommenden Jahren will sich Andreas Ehlert vor allem damit befassen, die Attraktivität des Handwerks für Einsteiger und Gründer zu erhöhen. Denn der vielfach beschworene Fachkräftemangel ist in den Gewerken längst angekommen. „Trotz wachsender Umsätze stagnieren die Beschäftigungszahlen. Die Betriebe wollen einstellen, finden aber nicht ausreichend Personal, und sie können ihre Arbeitsbelastung nur aufgrund von Netzwerken bewältigen. Dabei arbeiten Einzelunternehmer oder auch Kleinstbetriebe größeren Unternehmen zu. So lange das funktioniert, können alle Aufträge abgewickelt werden. Fallen Auftragnehmer aus, wird die Lage ernst.“
Quelle: Handwerkskammer Düsseldorf
Ehlert weiß, dass er, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu begegnen, die Handwerksunternehmen für die Ausbildung begeistern muss. Die Betriebe vor Ort müssten zeigen, dass sich das Handwerk lohne, und gleichzeitig müsse die Öffentlichkeit – zum Beispiel die jetzige Elterngeneration der Schulabgänger – davon überzeugt werden, dass der Weg nicht immer an die Universität führen müsse. „Die Duale Ausbildung besitzt einen besonderen Wert. Die Über-Akademisierung kann zu einem Problem führen – nämlich dann, wenn die Menschen nicht mehr mit allen handwerklichen Leistungen versorgt werden können und die Preise massiv steigen, weil es zu wenige Betriebe gibt“, warnt Ehlert.
Ausbildungskonsens der Landesregierung
Deshalb ist er froh, dass sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene die Politik für das Thema sensibilisiert ist. „Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat die Duale Ausbildung als Erfolgsmodell anerkannt und will diese gemeinsam mit Partnern stärken. Und die nordrhein-westfälische Landesregierung hat im Ausbildungskonsens, bei dem sie unter anderem mit Wirtschaftsorganisationen wie dem NRW-Handwerk zusammenarbeitet, beschlossen, dass unter dem Motto ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ an allen Schulformen für die Duale Ausbildung geworben werden soll – also auch an den Gymnasien.“
Eine handwerkliche Lehre habe auch für Abiturienten einen besonderen Wert, ist sich Ehlert sicher. „Die Karrierewege im Handwerk können schnell in Fach- und Führungsfunktionen führen oder in die Selbstständigkeit. Viele junge Meister wagen diesen Schritt und gründen ein eigenes Unternehmen oder übernehmen ein bestehendes im Sinne einer Nachfolgeregelung“, sagt Andreas Ehlert. In vielen tausend Handwerksbetrieben werde in den kommenden Jahren der Generationenwechsel vollzogen, aber häufig gebe es keinen Nachfolger aus der Familie – eine große Chance für ambitionierte Handwerker, sich auf unternehmerische Füße zu stellen. „Die sprunghaft gestiegenen Zahlen aus unserer Betriebsberatung, die sich genaue solchen Themen widmet, beweisen uns, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- Andreas Ehlert: Handwerkskammer Düsseldorf
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