Glücksspiel, Prostitution, Schutzgeld: Clankriminalität ist fest im Ruhrgebiet verankert
ESSEN – Die Bekämpfung der Clankriminalität ist einer der kriminalpolitischen Schwerpunkte der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Um Möglichkeiten für einen Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Partnern zu schaffen, hat Innenminister Herbert Reul (CDU) gestern rund 400 Behördenvertreter und Wissenschaftler zu einem Symposium mit dem Titel „360°-Maßnahmen gegen die Clankriminalität“ nach Essen eingeladen. Das bundesweit erste Symposium zu diesem Thema findet unter dem Dach der Ruhr-Konferenz der Landesregierung statt. „Wir bieten eine Plattform, auf der sich die Experten über die neuesten Erkenntnisse zum Phänomen der Clankriminalität austauschen können und außerdem Netzwerke bilden können“, so Minister Reul. „Denn nur die enge und verzahnte Zusammenarbeit der Polizei mit anderen Behörden macht es möglich, alle rechtlichen Mittel gegen die kriminellen Clanmitglieder auszuschöpfen.“
Die Teilnehmer des Symposiums, unter ihnen Kriminologen, Polizisten, Theologen, Juristen, Islamwissenschaftler und kommunale Verantwortungsträger befassen sich konkret mit den Themen Prävention, Netzwerkarbeit, Einsätze und Kriminalitätsbekämpfung. „Wir wollen uns einen Rundum-Blick auf das Problem verschaffen“, erklärte der Minister. „Es ist genauso wichtig, von Experten einen Blick hinter die Kulissen der Familienstrukturen zu bekommen wie zu erfahren, wie andere Länder gegen Clankriminalität vorgehen.“
In den vergangenen 30 Jahren haben sich in Ruhrgebietsstädten Brennpunkte der Clankriminalität gebildet. Auch in kleineren Städten im Rheinland und Westfalen haben sich Strukturen festigen können. Die kriminellen Mitglieder der Clans betreiben Drogenhandel, sind im illegalen Glücksspiel aktiv, erpressen Schutzgelder, betätigen sich im Rotlichtmilieu und betrügen ältere Menschen um ihr Erspartes. Sie zeichnen sich durch aggressives Verhalten aus, beanspruchen den öffentlichen Raum und schüchtern die Bevölkerung ein. Dabei lehnen sie gesellschaftliche und staatliche Institutionen ab. „Bei der Bekämpfung der Clankriminalität setzen wir in Nordrhein-Westfalen auf einen Dreiklang. Mit Razzien und Kontrollen setzen wir immer wieder Nadelstiche, wir bekämpfen durch intensive Ermittlungsarbeit die Organisierte Kriminalität und wir wollen denjenigen, die sich aus kriminellen Strukturen lösen wollen, eine Ausstiegshilfe geben“, sagte Minister Reul.
Das Symposium findet im Rahmen der Ruhr-Konferenz statt. Die Ruhr-Konferenz ist als Veränderungsprozess in drei Phasen angelegt mit dem Ziel das Ruhrgebiet zu einer erfolgreichen, wettbewerbsfähigen und lebenswerten Metropolregion im digitalen Zeitalter zu entwickeln. Hierzu hat die Landesregierung in der ersten Phase 20 Themenforen aufgesetzt, die sich um alle relevanten Bereiche des Lebens wie Verkehr, Bildung, Sicherheit, Gesundheit, Umwelt, Stadt- und Landschaftsplanung, Energiewende und Tourismus kümmern und Projektideen entwickeln, die das Ruhrgebiet nach vorne bringen. Den Abschluss dieser Phase bildet die Entscheidung der Themenforen, welche konkreten Projekte sie zur Umsetzung vorschlagen wollen. Danach entscheidet die Landesregierung über die Projekte, die dann ab 2020 in die Umsetzung gehen.