Deutscher US-General: „Wir sind aufeinander angewiesen!“
Bonn – „Die Rolle der US-Armee in Europa im 21. Jahrhundert“ war jetzt Thema einer öffentlichen Veranstaltung im Center for International Security and Governance (CISG) in Bonn, zu der das AmerikaHaus NRW eingeladen hatte. Dass der Saal voll war, hing zweifellos mit dem außergewöhnlichen Gast zusammen. Brigadegeneral Markus Laubenthal ist nämlich nicht nur der „Chief of Staff“ der amerikanischen Streitkräfte in Europa, sondern der erste Deutsche auf dieser Position, ein Soldat der Bundeswehr.
So verwunderte es kaum, dass er in seinem Vortrag die Multinationalität der Militärstrategie von USA und NATO in den Blickpunkt rückte. Nach Ende des Kalten Krieges haben die Vereinigten Staaten ihre früheren Truppenkontingente von 350.000 Soldaten auf heute etwa 30.000 reduziert. „Mehr werden das in Friedenszeiten auch nicht wieder“, versicherte Laubenthal, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass in den USA eine Brigade für den Fall eines militärischen Konfliktes in Europa bereitstehe, die in kurzer Zeit verlegt werden könnte, und deren Ausrüstung sich bereits heute in den Ländern der NATO-Partner befinde.
Das aggressive Vorgehen Russlands in den vergangenen zwei Jahren habe die Sicherheitslage in Europa stark verändert, erklärte der Offizier. Viele NATO-Länder hätten militärische Fähigkeiten und Kapazitäten abgebaut und stünden nun vor der Aufgabe, diese zügig wieder aufzubauen. Gemeinsam. Anhand konkreter Beispiele erläuterte Laubenthal etwa die organisatorischen Probleme bei der Verlegung von Truppen und Material in Europa. „Da können wir nicht einfach über Landesgrenzen fahren, sondern müssen für jeden Grenzübertritt eine Genehmigung einholen. Die NATO arbeite daran, nach dem zivilien auch ein „militärisches Schengen“ auf die Beine zu stellen. Durch Übungen habe sich der Einsatz multinationaler Verbände in jüngster Zeit deutlich verbessert. Laubenthal: „Wir sind aufeinander angewiesen. Ein Zurück zu nationalen Verbänden wird es in Europa nicht mehr geben.“
Laubenthal erläuterte die Bedeutung des Faktors Zeit. Russlands Präsident Putin sei heute in der Lage, innerhalb kurzer Vorbereitungszeit bis zu 50.000 Soldaten zu mobilisieren. Das habe er bei Übungen bereits eindrucksvoll nachgewiesen. Die NATO sei deshalb intensiv damit beschäftigt, ihre Strukturen darauf auszurichten, im Verteidigungsfall schnell auch über große Distanzen militärisch reagieren zu können. „Wir wollen keinen Krieg“, versicherte der General, „aber niemand sollte daran zweifeln, dass die NATO-Länder ihre Bereitschaft zum gegenseitigen Beistand sehr ernst nehmen“.
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- General_Laubenthal: kellecom gmbh