Ausstellung ruft Holocaust-Verbrechen in der Ukraine in Erinnerung
Noch bis zum 3 März läuft im Foyer der Volkshochschule Düsseldorf die Ausstellung „Wege der Erinnerung – 75 Jahre Erinnerung an die Tragödien von Babyn Jar und Kamjanez-Podilsky“. Sie basiert auf den Schicksalen von neun Zeitzeugen der Massaker von 1941.
Wer an den Holocaust denkt, hat vor allem den Horror der nationalsozialistischen Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau, Majdanek, Treblinka etc. vor Augen. Aber der Massenmord an den europäischen Juden durch großangelegte Erschießungen steht oftmals weniger im Fokus. Dabei forderten diese Mordaktionen im Zweiten Weltkrieg bereits unzählige Opfer, lange bevor der fabrikmäßige Massenmord durch Gaseinsatz die Regel wurde. „Die Massaker von Kamjanez-Podilskyj und Babyn Jar haben sich zum 75. Mal gejährt. Ende August 1941 ermordeten Polizisten und Sondereinsatzkräfte der SS in der Nähe der westukrainischen Stadt Kamjanez-Podilskyj rund 23.600 Juden, und am 29. und 30. September wurden mehr als 33.000 Juden in der Schlucht Babyn Jar in der Hauptstadt Kiew von Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD erschossen“, erläutert der Düsseldorfer Historiker und Berater Matthias André Richter.
Viel beachtete Ausstellungen in Kiew und Czernowitz
Er hat gemeinsam mit Olga Rosow von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (JGD), der drittgrößten in Deutschland, ein Gedenkprojekt koordiniert, dass die JGD zusammen mit dem Verein „Gedankendach Czernowitz“ initiiert hat. Das Projekt, in dessen Rahmen eine Delegation der JGD auf den Spuren von Zeitzeugen in die Ukraine gereist war, wurde vom Auswärtigen Amt im Rahmen des „Ausbaus der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ gefördert. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Schirmherrschaft übernommen. „Es haben bereits viel beachtete Ausstellungen in Kiew und Czernowitz stattgefunden. Jetzt haben wir die Ausstellung mit dem Titel ‚Wege der Erinnerung – 75 Jahre Erinnerung an die Tragödien von Babyn Jar und Kamjanez-Podilsky‘ auch in Düsseldorf realisiert“, sagt Matthias André Richter.
Die Ausstellung basiert auf den Schicksalen von neun Zeitzeugen. Die Geschichten dieser Menschen sind der Motor des Projektes und sollen den Kern der zukünftigen Arbeit gegen das Vergessen bilden, wie Michael Szentei-Heise herausstellt, Verwaltungsdirektor der JGD. Die Ausstellung „Wege der Erinnerung – 75 Jahre Erinnerung an die Tragödien von Babyn Jar und Kamjanez-Podilsky“ stellt die menschlichen Schicksale des beginnenden Massenmords an Europas Juden in den Fokus, ruft zur Erinnerung auf und den Besuchern ein hörbares „Nie wieder!“ entgegen – ganz im Sinne des Internationalen Holocaust-Gedenktages, mit dem die Ausstellungseröffnung am 27. Januar nicht zufällig zusammenfiel.
„Besondere Relevanz für Düsseldorf erhält das Projekt dadurch, dass zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf bei den Morden Angehörige verloren haben und einer der Haupttäter als Mitglied der SS 1941 noch in Düsseldorf als Polizist eingesetzt war“, erklärt Michael Szentei-Heise.
Zur Eröffnung waren zahlreiche Besucher, darunter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Politik der Einladung der Initiatoren gefolgt. Die Präsentation wird bis zum 3. März im Foyer des Weiterbildungszentrums der Volkshochschule Düsseldorf zu sehen sein: Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227 Düsseldorf, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:30 bis 20 Uhr, Samstag 9:30 bis 14 Uhr. Die Ausstellung wird dann ab dem 7. März in Gelsenkirchen im Kreishaus und danach im Essener Sozialgericht gezeigt. Das Erinnerungsprojekt „Wege der Erinnerung“ wird auch 2017 in der Ukraine weitergeführt.
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- Klara Katz: Andriy Vovk
- Olga Rosow und Matthias Richter_Foto Polina Ivanova: Paulina Ivanova