Auf der Suche nach dem großen Wir mit Alexander Kissler
Köln – Es war der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz, der vor 15 Jahren in einem Zeitungsbeitrag den Begriff einer deutschen „Leitkultur“ in die öffentliche Diskussion brachte. Wer aus anderen Ländern zu uns komme, so seine These, müsse unsere Art zu leben uneingeschränkt akzeptieren, vom Einhalten der Gesetze ganz zu schweigen. Am Mittwochabend ging es im Kölner Lindenthal Institut auch um das Thema Leitkultur, obwohl der Begriff gar nicht fiel. „Wo finden wir das große Wir?“, formulierte Buchautor Dr. Alexander Kissler vor zahlreichen Besuchern die Frage der Fragen: Wie reagieren wir angesichts der derzeit stattfindenden Masseneinwanderung aus dem islamischen Kulturkreis nach Deutschland? Was tun wir, um unsere Zivilisation und unsere Freiheit zu erhalten?
Kissler ist hauptberuflich Kulturchef beim Magazin „Cicero“ und er war in die Domstadt gekommen, um sein neues Buch „Keine Toleranz den Intoleranten“ vorzustellen. Ein Buch, das genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen ist. Schon der Klappentext stimmt auf seine Grundthese ein:
„Der Westen hat sich zur Vereinigung der Menschen entwickelt, denen alles egal ist, solange niemand sie beim Lebensgenuss und dessen Verdauung stört.“
Das westliche Ideal freier, offener und toleranter Gesellschaften werde durch den aggressiven Islam massiv herausgefordert. Ausgehend von den Morden an Journalisten aus der „Charlie Hebdo“-Redaktion spann der Autor den atemberaubenden Bogen über den wachsenden Antisemitismus auf deutschem Boden durch Muslime bis hin zu Selbstzensur und Unterwürfigkeit von Staat und Gesellschaft gegenüber Herrschaftsansprüchen, die bisweilen geradezu grotesk daher kommen. Etwa wenn er von Reda Seyam erzählt, der 2009 vor dem Berliner Kammergericht sein Recht durchsetzte, den eigenen Sohn „Dschihad“ nennen zu dürfen. Der stolze Papa ist heute übrigens „Bildungsminister“ des „Islamischen Staates“….
„Der Westen dankt ab“, behauptet Kissler, und es ist beängstigend schlüssig, was er vorträgt. Und mitverantwortlich macht er eine Erscheinung, die unübersehbar geworden ist, die aber niemand so wunderbar beschreibt wie Alexander Kissler, wenn er von der „finalen Infantilisierung des Kulturchristentums“ spricht. Sein Auditorium in Köln dankte es dem Gast aus Berlin mit langanhaltendem Beifall. Und wohl alle gingen mit der bangen Frage nach Haus, wo wir bloß das große Wir finden, um einer beängstigenden Herausforderung begegnen zu können….
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- Alexander_Kissler_Lindenthal: lindenthal institut