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Bayern, Dortmund, Wolfsburg und Bielefeld – kaum zu glauben

Bielefeld – Nach dem gestrigen 4:0-Sieg in Erfurt steht Drittligist Arminia Bielefeld vielleicht vor der erfolgreichsten Woche der 110-jährigen Vereinsgeschichte. Am Mittwoch winkt bei einem weiteren Überraschungserfolg gegen den großen Favoriten VfL Wolfsburg der Einzug in das deutsche Pokalfinale, und drei Tage später könnte mit einem Heimsieg gegen Holstein Kiel der Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga perfekt gemacht werden.

Als der Darmstädter Spieler Elton da Costa am 19. Mai 2014 in der 122. Minute den Ball unhaltbar in das Bielefelder Tor drosch und damit den Abstieg der Arminia in die Dritte Liga besiegelte, schien die Welt am Teutoburger Wald für einen Moment stillzustehen. Keine Pfiffe, keine Buh-Rufe, nur grenzenloses Entsetzen. Mal wieder ein Abstieg, mal wieder ein Drama, Arminia Bielefeld eben. Heute, elf Monate später, ist der Schock verdaut. Eine begeisternd aufspielende Mannschaft, ein Top-Stratege auf der Trainerbank und ein professionelles, vor allem auch seriöses Management haben den Club wieder auf Erfolgskurs gebracht und in Ostwestfalen fast südamerikanische Begeisterung entfacht. Schon für das Pokalspiel gegen Mönchengladbach hätte man problemlos 40.000 Tickets verkaufen können, für das Halbfinalspiel gegen Wolfsburg campierten Fans zwölf Stunden lang vor der Geschäftsstelle, um eine Eintrittskarte zu bekommen. Bayern, Dortmund, Wolfsburg und Bielefeld die letzten vier Mannschaften im DFB-Pokal, kaum zu glauben.

Für Bielefelds Manager Marcus Uhlig (Foto) ist der Erfolg das Ergebnis harter Arbeit bei seinem Club, der vor fünf Jahren vor der sicheren Pleite stand. Beim Neubau der Schüco-Arena hatte man sich finanziell nahezu hoffnungslos übernommen, und es ist lediglich einer kleinen Gruppe von Firmen, in langen Telefonaten zusammengetrommelt vom Mode-Unternehmer Gerhard Weber, zu verdanken, dass es noch eine Arminia gibt. 125.000 Euro hatte man im Jahresetat als Einnahme aus dem aktuellen Pokalwettbewerb eingeplant, mehr als fünf Millionen sind es schon jetzt geworden. Doch größenwahnsinnig wird niemand. Uhlig erklärte jüngst im Interview mit dem Internetradio KingFM, wie das viele Geld in alle Richtungen fließt: für Prämien, für drei neue Spieler, für Organisationskosten: „Die Mehreinnahmen helfen uns, das Defizit aus der Dritten Liga zu reduzieren.“ Erst jüngst haben Bielefelder Banken und die Stadt dem Verein eine Stundung fälliger Rückzahlungen in Millionenhöhe gewährt. Nein, es ist noch längst nicht alles gut, aber der Verein ist auf einem soliden Weg in die richtige Richtung.
„Wir wollen Arminia langfristig unter den 25 besten Clubs in Deutschland etablieren“, sagt Marcus Uhlig. Solide und stabil, so, dass man auch einen späteren Abstieg verkraften würde, sollte man zuvor wieder einmal in der Bundesliga mitspielen dürfen. Beim Match am Mittwoch sei Bielefeld „krasser Außenseiter“, doch „wir werden uns mit allem wehren, was wir haben“. Und dabei erwähnt er sogar das „Bielefelder Wetter“.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Marcus_Uhlig: arminia bielefeld

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