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50 Prozent Mitgliederzuwachs seit Januar: In der Willicher CDU tobt ein brutaler Machtkampf

von KLAUS KELLE

WILLICH – Nach 21 Jahren räumt Willichs verdienter Bürgermeister Josef Heyes (CDU) im Herbst sein Amtszimmer im malerischen Schloss Neersen (Foto). Um seine Nachfolge bewerben sich in der CDU, die hier seit Jahrzehnten bestimmende Kraft ist, zwei Kommunalpolitiker: der Parteivorsitzende Christian Pakusch, lange Büromitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer, und der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Johannes Bäumges, ein Volljurist. So weit alles ganz normal.

Die Rheinische Post (RP)berichtete nun gestern auf einer ganzen Seite darüber, was diesen Wettkampf so besonders macht. Seitdem nämlich Heyes im Januar angekündigt hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen, erlebt die Willicher CDU einen unglaublichen Mitgliederzuwachs von 280 Neumitgliedern auf jetzt gut 750 im Stadtverband. Nun könnte man sagen: auch das ist normal. Ist es aber nicht. Was hinter vorgehaltener Hand schon seit Wochen im Umlauf in der Stadt (51.000 Einwohner) ist, teilte CDU-Kreisgeschäftsführer Stephan Seidel den Vorstandsmitgliedern in einem vierseitigen Brief im April mit. Der ist überschrieben mit „Aufnahme Neumitglieder Willich“ und listet Unregelmäßigkeiten bei den Zahlungen von Beiträgen für die neuen Mitglieder auf. So seien Mitgliedsbeiträge mehrerer CDU-Neumitglieder von ein und demsleben Privatkonto bezahlt worden. Außerdem habe „eine dritte unbekannte Person, die selbst nicht Mitglied der CDU ist“ von seinem Privatkonto „hintereinander und nachfolgend“ Beiträge für Neumitglieder entrichtet.

Auf Anfrage der Rheinischen Post teilte eine Sprecherin der Bundes-CDU mit: „Bei der CDU kann man sich keine Mitglieder kaufen oder halten.“ Klingt gut und staatstragend, doch genau das könnte passiert sein. Erzählt wird zum Beispiel von einer gezielten Werbeaktion für einen der beiden Kandidaten beim Sportclub „SC 08 Schiefbahn“. Die RP zitiert ein Vorstandsmitglied des Vereins: „Bei uns ist um CDU-Mitglieder geworben worden.“ Auch das ist nicht verboten, aber wenn es um die Zahlung von Mitgliedsbeiträgen durch parteifremde Dritte geht, dann darf man davon ausgehen, dass diese Neumitglieder wohl nicht aus Zuneigung der CDU beigetreten sind, sondern nur um einen bestimmten Kandidaten zu wählen. So hoch ist der monatliche Beitrag dann auch nicht. Schon raunt man sich in Willicher CDU-Kreisen zu, dass viele von denen nach der Kandidatenaufstellung morgen Abend schnell wieder weg sein werden.

Egal, wie es ausgeht am 8. Juni – das Klima in der Partei in Willich ist vergiftet, es geht ein tiefer Riss durch die örtliche Union. Es ist weder vorstellbar, dass alle 280 Neumitglieder – ein Zuwachs von 50 Prozent – dauerhaft dabei bleiben werden. Noch viel weniger vorstellbar ist allerdings, dass der morgen unterliegende Teil für den siegreichen Kandidaten dann Hausbesuche und Infostände organisieren wird. Die Willicher CDU wird nach diesen Ereignissen auf lange Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen.

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Schloss_Neersen_Willich: stadt willich

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