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Showdown in Düsseldorf: Es wird eng für OB Geisel

von KLAUS KELLE

DÜSSELDORF – Im bevölkerungsreichsten Bundesland finden am Sonntag Kommunalwahlen statt. Die Wähler an Rhein und Ruhr, am Teuroburger Wald und in Lippe sind aufgerufen, ihre Bürgermeister und Landräte zu wählen, die Stadträte und Kreistage für die nächsten fünf Jahre zu besetzen. „Die CDU ist zum Siegen verdammt“, orakelt der WDR in einem Vorbericht. Und tatsächlich ist die Wahl auch für CDU-Landeschef Armin Laschet überaus wichtig, der im 18-Millionen-Einwohner-Land seit drei Jahren regiert und Bundesvorsitzender und dann Bundeskanzler werden will. Verlieren ist also keine Option für die Union, die schon jetzt die Oberbürgermeister von zehn der 21 Großstädte hier stellt. Selbst im einst „roten Ruhrgebiet“ gibt es inzwischen schwarze Enklaven, etwa in der Ruhr-Metropole Essen, wo mit Thomas Kufen seit 2015 einer von der CDU regiert.

Besonders spannend verspricht die OB-Wahl in der Landeshauptstadt Düsseldorf zu werden, wohlhabend, Lifestyle, ein gutes Pflaster für Bürgerliche. Eigentlich. In der 620.000-Einwohner-Stadt erinnert man sich heute noch gern an den früheren ersten direkt gewählten Oberbürgermeister Joachim Erwin von der CDU. Er verpasste der Stadt nach seiner Wahl 1999 eine Rosskur, baute konsequent Schulden ab, privatesierte städtische Betriebe und kümmerte sich darum, eine in jeder Hinsicht florierende attraktive Metropole zu schaffen. 2004 wurde er im ersten Wahlgang mit über 50% der Stimmen wiedergewählt. Im Mai 2008 starb er an einer Krebserkrankung. Sein Nachfolger wurde wieder ein CDU-Politiker: Dirk Elbers. Auch er im ersten Wahlgang mit sagenhaften 59,7 Prozent gewählt, konnte er die hohen Erwartungen der Bürger zu keiner Zeit erfüllen. So nahm der Sozialdemokrat Thomas Geisel nach einem Sieg in der Stichwahl am 15. Juni 2014 Platz auf dem Sessel des Oberbürgermeisters. Und dort  sitzt er heute noch, aber möglicherweise nicht mehr lange.

Geisel gilt als Mann gewagter Alleingänge, im Rathaus sagt man, er sei wenig teamfähig. Und er macht Fehler, etwa bei seinem Alleingang, ein Konzert des Superstars  Ed Sheeran mit 80.000 Zuschauern nach Düsseldorf zu holen, ohne den Rat vorher zu fragen. Der Rat widersprach. Und erst vor wenigen Wochen ließ Geisel ein Video ins Internet stellen, in dem der Rapper Farid Bang dafür warb, beim Feiern in der Stadt die Corona-Abstandsregeln einzuhalten. Ein Sturm der Entrüstung brach über Geisel herein, den Farid Bang ist bekannt für seine antisemitischen und frauenfeindlichen Songtexte. „Wie kann man mit so einem Mann für ein städtisches Anliegen werben?“, so fragten sich viele Bürger und sogar die SPD distanzierte sich angesichts dieser Dummheit vom eigenen OB.

Thomas Geisel wirkt in diesen Wochen wie alles andere als ein Siegertyp – im Gegensatz zu seinem Herausforderer Stephan Keller von der CDU. Der 49-Jährige ist Stadtdirektor von Köln, leitete souverän den Corona-Krisenstab dort. Ein Fachmann in Sachen öffentlicher Verwaltung. Schafft er es in die Stichwahl, wonach es aussieht, hat er eine echte Chance, Düsseldorf für die Schwarzen zurückzuerobern. Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Interessant und chaotisch geht es bei den Kleinen  zu, die immer eine Rolle spielen, da es bei Kommunalwahlen hierzulande keine Fünf-Prozent-Hürde gibt. Sicher kann man vom Wiedereinzug der AfD ins Stadtparlament ausgehen, die zuletzt nur mit ihrer Einzelkämpferin Uta Opelt vertreten war. Diesmal traut man der AfD bis zu zehn Prozent und damit mehrere Sitze zu.

Und dann gibt es seltsame Personalrochaden und Überschneidungen bei Kleinparteien wie Tierschutz FREIE WÄHLER. Dort war Torsten Lemmer Geschäftsführer und seine Gattin Saida Lemmer als Assistentin angestellt. Lemmer, der eine rechte Vergangenheit sein eigen nennt, ist nun plötzlich Spitzenkandidat der Freien Wähler. Medienberichte bezweifeln, dass er jemals ganz mit der rechten Szene abgeschlossen hat und berichten, dass er gleichzeitig auch noch „Wahlkampfberater“ bei der Partei „Tierschutz hier“ sei. Und bei Tierschutz FREIE WÄHLER ist jetzt Alexander Führer Geschäftsführer.

Erst am 19. August hatte sich die Ratsfraktion Tierschutz FREIE  WÄHLER aufgelöst, und im Rathaus stellt man sich die Frage, was eigentlich jetzt mit dem Geld wird, dass der Fraktion zur Verfügung stand. In einem Brief an die „Ehemalige Ratsfraktion“, zu Händen Herrn Führer, bittet OB Geisel um den „gesetzlich vorgeschriebenen Nachweis über die Verwendung der Mittel“. Und, so als wollte er der Bitte Nachdruck verleihen, fügte er gleich das entsprechende Formular bei…

 

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • OB-Wahl_Düsseldorf: nrw.jetzt

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