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Israels Botschafter zu Gast in Dorsten und Bottrop

von KLAUS KELLE

Dorsten/Bottrop – Wenn in Deutschland ein hochrangiger Gast aus Israel anreist, dann geht es zunächst einmal um „Erinnerungskultur“. Gestern war Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman in Dorsten und Bottrop unterwegs, zwar nicht aus Israel, sondern aus Berlin angereist. Aber wie es leider im modernen Deutschland heute so ist, sind solche Besuche nur noch mit erheblichem Aufwand für die Sicherheit israelischer Gäste möglich – selbst in einem ruhigen und beschaulichen Städtchen wie Dorsten. Dorthin hatte Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) ins Jüdische Museum Westfalen eingeladen. Hier werden jüdisches Leben gestern und heute erklärt und in einer Dauerausstellung die Biografien von 14 jüdischen Lebenswegen erzählt. Botschafter Hadas-Handelsman ist häufig in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Das größte Bundesland hat sich über die Jahrzehnte wohl intensiver als die meisten anderen um die Aussöhnung mit Israel und die Aufarbeitung der Geschichte der Juden in Deutschland bemüht. Auch das Museum in Dorsten wird mit Landesmitteln gefördert. Landtags-Präsidentin Carina Gödecke (SPD) brachte es auf den Punkt: „Alle Landesförderung würde ins Leere laufen, wenn es nicht diese kommunale Verankerung gäbe.“ Die kam auch zum Ausdruck, als sich Botschafter und Gäste am Morgen zum ersten Termin auf dem Jüdischen Friedhof in Wulfen versammelten. Ein Friedhof, 1938 von Nazis zerstört wurde, keine Grabsteine sind zu sehen. Eine Gedenktafel erinnert: „Dem Gedenken unserer jüdischen Mitbürger, die in den Jahren 1933-1945 Opfer der Gewaltherrschaft wurden.“

Im Museum bat Gastgeber Stockhoff die Landtagspräsidentin und den Botschafter (Foto) zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Dorsten. Der Bürgermeister sagte: „Es gab keine kollektive Schuld, aber wohl eine kollektive Verantwortung.“ Und Botschafter Hadas-Handelsman schloß an: „Jemand, der heute hier lebt, muss seine Geschichte kennen. Auch wenn diese Geschichte schwarze, furchtbare Kapitel hat.“

Dass der gestrige Besuch des Botschafters zustande kam, ist dem Bottroper Bundestagsabgeordneten Sven Volmering (CDU) zu verdanken. Er ist Mitglied der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Parlaments und hatte den Diplomaten spontan eingeladen, als er bei einem Gespräch in Berlin mit ihm zusammen saß und erfuhr, dass Hadas-Handelsmann großes Interesse am Strukturwandel im Ruhrgebiet hat. Es gebe in vielen Bereichen Kooperationen zwischen deutschen und israelischen Unternehmen, erzählte der Botschafter bei seinem Besuch auf der Kokerei Prosper. Und weiter: „Ich bin sehr oft in NRW, aber nicht, weil wir so viel Freizeit haben….“

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • Israel_Botsch_Yakov Hadas-Handelsmann_15.8.16: kelleCOM

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