Es geht um Leben und Tod: Da bleibt kein Platz für Sandkastenspiele
von HEINRICH WULLHORST
„Es geht um Leben und Tod“, sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Dennoch zofft er sich in der Telefonschalte der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin mit Bayerns Markus Söder zum Umgang mit dem Corona-Virus. Geht es wirklich um Leben und Tod, oder um politisches Überleben und die nächste Kanzlerschaft? Ob Schulschließungen oder Ausgangsverbote, Bayerns Markus Söder zeigt sich in diesen Tagen als Macher, als handfester Gestalter, als Landesvater. Er bestimmt, zumindest in der Wahrnehmung eines Großteils der Bevölkerung, den Takt, in dem auf die Corona-Krise reagiert wird. Und NRW kleckert nach. „Besonnenes Abwarten“ nennen das manche, „unverantwortliches Zögern“ die Anderen. Wenn das einwohnerstärkste Bundesland das mit den geringsten Fallzahlen wäre, könnte man ein nachdenkliches Handeln als Besonnenheit auslegen. Dem ist aber nicht so: Schon sehr früh, nach einer Karnevalsfeier in Heinsberg-Gangelt, ist NRW zum „Hotspot“ der Corona-Krise geworden.
Und viele Menschen verstehen es nicht, wenn länger geschaut als gehandelt wird. Sie wollen klare Ansagen aus der Politik. Die vollen Plätze, Cafés und Eisdielen der vergangenen Woche belegen das nachdrücklich. Wenn einige Auguren jetzt larmoyant die Einschränkung der Freiheitsrechte beklagen, dann erscheint das wie ein Ausdruck der Angst vor entschiedenem politischem Handeln, vor einem sich in der Krise bewährenden starken Staat. Vielleicht auch der Angst vor einem Bundeskanzler Markus Söder. Aber darum geht es im Moment überhaupt nicht. Es geht tatsächlich um Leben und Tod. Und in einem solchen Moment muss der Staat alles tun, um seine Bürger zu schützen. Auch um den Preis der Einschränkung von Freiheitsrechten.
Den Bürgern ist es egal, ob die zu ihrem Schutz dringend erforderlichen Maßnahmen nun nach Laschetscher Lesart „Kontaktverbote“ oder mit Markus Söder „Ausgangsbeschränkungen“ heißen. Sie wollen Politiker, die ihnen das Gefühl geben, beim Kampf gegen das Virus einen Plan zu haben und voranzugehen. Es geht nicht um Sandkastenspielchen rund um die Macht im Staat. Es geht, wie Armin Laschet sagt: „Um Leben und Tod“. Und irgendwie würde ich gerade lieber in Bayern leben.
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