„Bei einem Börsengang wird das Baby neu geboren“ – Prof. Dr. Eric Frère
Als Berater für Corporate Finance und Asset Management ist der in Essen wohnende Deutsch-Franzose nicht nur für den Verkauf von Unternehmen oder Teilen davon zuständig. Er platzierte in den vergangenen zehn Jahren auch fünf Börsengänge am Geregelten Markt, zuletzt ein Immobilienunternehmen aus NRW.
Den Wert des jeweiligen Unternehmens und damit auch den Wert der Aktien zu bestimmen, liegt mitunter in seinem Verantwortungsbereich. Trotz Finanzkrise sieht sich der 44-Jährige damit auf der „Sonnenseite“ des Kapitalmarktes: „Börsengänge sind absolute Ausnahmen in Deutschland. Während beim Verkauf eines Unternehmens nach der Transaktion Schluss ist, wird das Baby bei einem Börsengang erst neu geboren. Man schafft Werte – oder man vernichtet sie.“
Den Kapitalmarkt bezeichnet Frère, der sich mindestens einmal täglich Zeit für ein gutes Essen nimmt („Man muss auch etwas für die Seele tun.“) als brutal und zugleich rational. Und so entscheidet er nicht nur gemeinsam mit Banken und Juristen über die wirtschaftliche Börsenreife einer Firma. Er schult die Unternehmer auch für Gespräche mit Analysten, für die Vorstellung beim Investmentkomitee und für Medienarbeit: „Die meisten Mittelständler machen sich kein Bild davon, wie es auf dem Kapitalmarkt wirklich zugeht. Alleinstellungsmerkmale und eine überzeugende Unternehmensstrategie sind zwingend notwendig, aber allein noch kein Garant für eine gute Börsenentwicklung.“
KNOW-HOW WEITERGEBEN
Seit 2001 hält Frère eine Professur für Finanzwirtschaft und Entrepreneurship an der privaten Fachhochschule für Oekonomie & Management in Essen (FOM) und ist gleichzeitig Dekan für internationale Studiengänge. 2007 übernahm er auch die Position des Direktors am Deutschen Institut für Portfolio-Strategien an der FOM. Die wissenschaftliche Lehre empfindet er als Berufung und zugleich Segen. „Ich habe schon mit 16 Nachhilfe gegeben. Mir macht es Spaß, Know-how weiterzugeben, sei es in den Vorlesungen oder der Beratung meiner Mandanten.“ Selbst Werte zu schaffen und finanzielle Verantwortung zu übernehmen, lernte Frère während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann. Damals produzierte er gemeinsam mit einem Freund „aus Ungeduld“ das kostenlose Stadtteilmagazin „Der Unbekannte“, das sich vornehmlich durch Anzeigen finanzierte. Nach der Lehre als BWL-Student ging er dann für drei Monate an die Pariser Börse. „Dort hatte ich mit 21 Jahren zum ersten Mal unmittelbaren Kontakt zur Hochfinanz. Das war Stress pur.“ Weitere Erfahrungen sammelte er bei Bayer UK Ltd. in Newbury und im Düsseldorfer Bankhaus Lampe, bevor ihn sein damaliger Mentor für seine ersten Börsengänge an den Finanzplatz Frankfurt lockte. „Wie viel ein Unternehmen letztlich wert sein kann, muss ich zu Beginn im Rahmen der Vertragsgestaltung faktisch fixieren. Später entscheidet dann die Börse.“
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- Prof. Dr. Eric Frère: NRW.jetzt