Ein neues Kletterpark-Konzept erobert NRW
Im Juli 2009 eröffnet im rheinischen Velbert ein Waldkletterpark. Mit einem modernen Konzept wollen die Betreiber einem Freizeitvergnügen zum Durchbruch verhelfen, das im Nachbarland Frankreich seit Jahren ein Publikumsmagnet ist.
Fragt man Pierre-Francois Marteau (43), was eigentlich sein Geschäft ist, dann sagt er: „Den Spaß an der eigenen Überwindung organisieren.“ Oder: „Die Entdeckung der Natur aus einer anderen Perspektive ermöglichen.“ Zusammen mit Jerome Lavrut (40) leitet Marteau die Kölner Firma L&M Adventures. Die betreibt seit 2007 mit beachtenswertem Erfolg den „Kletterpark Waldabenteuer“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler und schickt sich nun an, Nordrhein-Westfalen zu erobern.Bereits seit 20 Jahren gibt es in Deutschland die sogenannten „Hochseilgärten“. Geschlossene Gruppen können dort nach vorheriger Anmeldung und mit hohem Betreuungsaufwand ihrer Kletterliebe in freier Natur frönen. Doch das ist nicht die Welt von Marteau und Lavrut. Getreu dem französischen Vorbild setzen sie auf Offenheit und Individualität. Jeder Besucher, der in ihren Park kommt, erhält eine fachkundige Einweisung zum Thema Sicherung und kann anschließend Wald und Baumkronen – doppelt gesichert – kennenlernen oder auch wie Tarzan von Baum zu Baum schwingen. Zu Eintrittspreisen von 21 (Erwachsene) bzw. 14 (Kinder) Euro strömen in Ahrweiler schon jetzt pro Saison mehr als 25.000 Kletterbegeisterte in den Park.
Das sind Zahlen, die man in Velbert mit Zuversicht hört, erhofft man sich doch auf diesem Weg eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen. Bei der örtlichen Wirtschaftsförderung, die das Vorhaben nach Kräften unterstützt, setzt man darauf, dass Besucher aus Nah und Fern – im Radius von zwei Autostunden wohnen etwa zehn Millionen Menschen – nicht nur zwischen den Baumkronen aktiv sein wollen, sondern ihre Tour nach Velbert vielleicht auch noch mit einem Abstecher in die schöne Langenberger Altstadt verbinden. Der parteilose Bürgermeister Stefan Freitag äußerte sich gegenüber Journalisten geradezu euphorisch: „Es wird einen Aufschwung für die Stadt bedeuten, für die Region insgesamt.“
Und Investor Lavrut gab artig zurück: „Das Gelände hier ist ideal, Mischwald, große Bäume mit gerade gewachsenen Stämmen.“ 350.000 Euro wollen er und Marteau hier auf vier Hektar Fläche für ihren „Waldkletterpark am Bismarckturm“ investieren. Ein Rundkletterkurs in 15 Metern Höhe, komplett in die umgebende Natur eingebettet. Nervenkitzel für Jedermann, egal ob er oder sie auch sonst im Alltag sportlich unterwegs sind.
Pierre-Francois Marteau, verheiratet und Vater von vier Kindern, ist von Haus aus kein Klettermaxe. Der Franzose – er zog der Liebe wegen nach Köln – ist gelernter Diplomingenieur Nachrichtentechnik und seit sieben Jahren als Manager für den norwegischen Medienkonzern Schibsted tätig. „Ich habe für andere Unternehmen mehrfach Neues aufgebaut, aber dieses Projekt hat den besonderen Reiz, dass ich mein eigener Herr sein darf.“ Als sich die Chance bot, das erfolgreiche Geschäftsmodell von Frankreich nach Deutschland zu exportieren, zögerten er und sein Partner keinen Augenblick. Wenn Velbert gut anläuft, soll es zügig weitergehen. Erfolgversprechende Gespräche mit weiteren NRW-Städten laufen bereits.
Bildquellen (Titel/Herkunft)
- Porträt Pierre-Francois Marteau: NRW.jetzt
- Mädchen im Kletterpark: NRW.jetzt