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„Wir bauen mit unserem Engagement die Brücke zwischen Düsseldorf und Czernowitz“

Das Albert-Einstein-Gymnasium der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf strebt eine Schulpartnerschaft mit dem Gymnasium Nr. 1 in Czernowitz in der Ukraine an. Entstanden ist dies im Rahmen eines Projekts zum Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden in der heutigen Ukraine.

Seit August vergangenen Jahres werden am von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (JGD) betriebenen Albert-Einstein-Gymnasium Kinder unterrichtet. Es ist das erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen und erst das zweite überhaupt in Deutschland. Die erste fünfte Jahrgangsstufe beendet in Kürze in Schuljahr, dann beginnt bereits der nächste Jahrgang, bis auf dem jüdischen Gymnasium in wenigen Jahren allen Stufen etabliert sind. Natürlich richtet sich das Albert-Einstein-Gymnasium nicht nur an Kinder jüdischen Glaubens, wie Schulleiter Michael Bock betont, sondern steht allen Schülern mit Gymnasial-Empfehlung offen.

Dennoch ist die Schule natürlich eng mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der drittgrößten in Deutschland mit mehr als 7000 Mitgliedern, und deren Zielen verbunden. Und so wundert es kaum, dass das Albert-Einstein-Gymnasium aktuell eine Schulpartnerschaft mit dem Gymnasium Nr. 1 in Czernowitz in der Ukraine (in der ehemaligen Sowjetunion tragen alle Schulen eine Nummer anstatt eines Namens) vorbereitet – liegt doch Czernowitz in der historischen Landschaft Bukowina, aus der zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf stammen beziehungsweise von wo deren Familien in der Vergangenheit nach Düsseldorf gekommen waren.

„Unter anderem haben der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde, Dr. Oded Horowitz, und der Gemeinderatsvorsitzende Dr. Adrian Flohr ihre Wurzeln in der Bukowina. Und auch Herbert Rubinstein, langjähriger Geschäftsführer und Vertreter des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, stammt aus Czernowitz“, sagt der Verwaltungsdirektor der JGD, Michael Szentei-Heise. Ebenso weist auf eines der berühmtesten Mitglieder der Düsseldorfer Gemeinde hin, dessen ursprüngliche Heimat Czernowitz im Westen der Ukraine war: die bekannte Lyrikerin Rose Ausländer, die 1988 in Düsseldorf im Nelly-Sachs-Haus, dem Altenheim der Gemeinde, verstarb.

Schulprojekt entstand nach Besuch

Die Schulpartnerschaft ist im Rahmen eines Projekts entstanden, das an die nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden in der heutigen Ukraine erinnert und vergangenen September gestartet ist. Eine Delegation der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf besuchte damals Czernowitz und traf mit Vertretern aus Politik, Kultur und dem jüdischen Leben zusammen. Ebenso mit dabei: der Verein „Gedankendach Czernowitz“, der sich unter anderem dem Gedenken Rose Ausländers und des zweiten großen Lyrikers aus Czernowitz, Paul Celan, widmet. Eine Gruppe aus Czernowitz wird übrigens im Herbst nach Düsseldorf kommen.

Matthias André Richter ist Historiker und Berater der Jüdischen Gemeinde und hat das Projekt mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte unter der Schirmherrschaft des Zentralrats der Juden in Deutschland initiiert und federführend begleitet. Er sagt: „Wir bauen mit unserem Engagement die Brücke zwischen Düsseldorf und Czernowitz und schaffen Orte und Wege der Erinnerung. Dabei ist es umso wichtiger, die jungen Menschen frühzeitig einzubeziehen. Die Partnerschaft der Gymnasien ist ein wichtiger Schritt hin zu einer gemeinsamen Gedenkkultur.“

Bildquellen (Titel/Herkunft)

  • P1040443: JGD

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